Smarte Alltagshilfen – Apps für Blinde

Veröffentlicht am 27.02.2015

Handys mit Kamera, Sprachfunktion und GPS – was für viele entweder „nice to have“ oder „überflüssiger Spielkram“ ist, kann den Alltag von Blinden und Sehbehinderten entscheidend vereinfachen und sie unabhängiger von fremder Hilfe machen. Eigens für diese Zielgruppe entwickelte Apps machen die Smartphones mit ihren Spezialfunktionen zu nützlichen Helfern, in den heimischen vier Wänden ebenso wie unterwegs.

App-Hilfe vor dem Kleiderschrank

Wer wissen will, was genau auf dem Beipackzettel des Medikaments steht, mit wie viel Grad der neue Pullover gewaschen werden muss oder wovon das Streiflicht in der neuen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung handelt, kann diese Dokumente zum Beispiel mit den Apps Prizmo oder TextGrabber+Translator scannen und sich den Inhalt anschließend vorlesen lassen. Die App TapTapSee hilft Blinden dabei, Gegenstände zu identifizieren. Der Anwender fotografiert das fragliche Objekt und erhält danach eine Beschreibung dessen, was auf dem Bild zu sehen ist. In diesem Fall ist eine Internetverbindung notwendig, weil die App Produktdatenbanken durchsucht und die dort aufgeführten Beschreibungen auswertet.

Das Rätselraten vor dem Kleiderschrank hat Dank der App ColorSay ein Ende. Der Blinde fotografiert auch hier zunächst das gewünschte Kleidungsstück und die App spuckt kurze Zeit später dessen Farbe aus. Gewagte Farbkombinationen per Zufall gehören somit der Vergangenheit an, das rote Tuch zur orangenen Bluse muss jetzt schon ganz bewusst ausgewählt werden. Wenn diese App einmal nicht zufriedenstellend zur Problemlösung beitragen kann, bleibt immer noch VizWiz. Hierbei fotografiert der Blinde oder Sehbehinderte die Situation, die er gerade nicht allein meistern kann und fügt dem Foto eine per Sprachaufnahme generierte Frage hinzu. Beides sendet die App dann an anonyme Helfer im Internet oder an Facebook-Freunde.

App-Hilfe unterwegs

Unterwegs und draußen kommt das GPS-System, über das inzwischen viele Smartphones verfügen, zum Einsatz. Apps wie BlindSquare und Myway Classic. BlindSquare wurde von Blinden für Blinde konzipiert. Sie informiert die Nutzer über Kreuzungen und sogenannte POI (Points of Interest) in der Umgebung, zum Beispiel den nächsten Supermarkt oder die umliegenden Restaurants, deren Speisekarten man ebenfalls aufrufen kann. Die App Myway Classic eignet sich besonders gut dazu, um Routen aufzuzeichnen. Die Anwendung benötigt dafür noch nicht einmal eine Internetverbindung.

Ist der Blinde oder Sehbehinderte dann mit Unterstützung der smarten Helfer in dem gewünschten Geschäft oder dem anvisierten Café angekommen, kommt vor dem Bezahlen die nächste App zum Einsatz. Mit LookTel Geldleser lassen sich Geldscheine identifizieren. Sogar Banknoten, die bei Schummerlicht vor die Kamera gehalten werden, erkennt die App recht zuverlässig.

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