Beirat Junge Digitale Wirtschaft: Handlungsempfehlungen für IKT-Startups

Veröffentlicht am 07.10.2014

Der Beirat Junge Digitale Wirtschaft (BJDW) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie hat seinen zweiten Zwischenbericht mit Handlungsempfehlungen zur Stärkung von IKT-Startups an den zuständigen Bundesminister Sigmar Gabriel übergeben. Die Empfehlungen sind aus den fünf Themenschwerpunkten des Beirats abgeleitet:

  1. Förderung der Gründerquantität und -qualität von IKT-Startups
  2. Ausbau der Infrastruktur für IKT-Startups
  3. Intensivierung der Unterstützungs- und Förderprogramme für IKT-Gründer
  4. Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Finanzierung der IKT-Startups
  5. Unterstützung des Wachstums von Startups

Gesellschaft und Infrastruktur

Der Beirat hat für diese Bereiche 15 relativ konkrete Handlungsempfehlungen und Zielsetzungen formuliert. Im Bereich Gesellschaft empfiehlt der BJDW, Informatik bzw. Computing als verpflichtendes Schulfach einzuführen. Grundsätzlich sollten auch mehr Mädchen und Frauen für IKT gewonnen werden, betonen die Experten in dem Dokument. Zusätzlich sei ein positives IKT-Gründerbild notwendig, um eine nachhaltige Gründerkultur in Deutschland zu entwickeln. Konkret empfiehlt der Beirat die Durchführung einer „Digitalkampagne“ in kurzen Videoclips.

Hinsichtlich der Infrastruktur plädiert der BJDW dafür, die Netzneutralität beizubehalten und eine „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ durch bezahlte spezielle Dienste zu vermeiden. Im dritten Quartal dieses Jahres ist eine „Diskussion zur besonderen Situation der Auswirkungen der Netzneutralität für Startups und diesbezüglicher Rahmenbedingungen für die Sicherstellung der Innovationskraft für junge Unternehmen der Digitalen Wirtschaft“ vorgesehen. Weiterhin wird im Hinblick auf Datenschutz und die Datensicherheitstechnologie die Förderung von Verschlüsselungstechnologien und unabhängiger Sicherheitsinfrastrukturen empfohlen. Für die Daten- und Rechtssicherheit soll eine Expertengruppe zur Analyse und Abgrenzung volkswirtschaftlich notwendiger Schutzrechte aufgebaut werden, die innovationshemmende Effekte im internationalen Vergleich feststellen soll. Geschäftskonzepte, die auf der Nutzung von geistigem Eigentum basieren, sollten durch eine Neuordnung dieser Schutzrechte unterstützt werden.
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Unterstützung und Finanzierung

Eine Empfehlung für die Unterstützung von Start-ups ist ein zentraler Dokumentenpool für IKT-Gründer, der auf den Servern des Bundeswirtschaftsministeriums hinterlegt werden sollte. Er könnte als Startpunkt für Gründer der digitalen Wirtschaft mit praxisnahen Anleitungen fungieren und eine offizielle Quelle für Finanzierungssuchende darstellen. Ferner empfiehlt der BJDW eine verstärkte IKT-Gründerausbildung an Hochschulen, etwa durch die Schaffung von zehn neuen Lehrstühlen für E-Entrepreneurship.
Zudem sollen IKT-Inkubatoren gefördert werden, d.h. Dienstleistungszentren, die die Umsetzung der Geschäftsideen ganzheitlich unterstützen. Dafür sollen Industrie und Mittelstand durch Anreizsysteme stärker eingebunden werden. Der Beirat hofft auf ein nationales Förderprogramm und ein Deutsches Inkubatoren-Netzwerk.

Bezüglich der Finanzierung empfehlen die Experten, ein neues Börsensegment für IKT-Startups zu gründen und detaillierte Gespräche mit etablierten Börsenbetreibern zu führen. Ab dem 4. Quartal 2014 sieht der Beirat die Etablierung von drei privaten Wachstumsfonds für IKT-Startups vor, die mit jeweils einem Volumen von mindestens 250 Millionen Euro „die Möglichkeit für signifikante Wachstumsrunden“ schaffen sollen. Auch private Investoren für IKT-Startup-Fonds könnten durch Fundraising systematisch mobilisiert werden.

Wachstum für IKT-Startups

Im letzten Bereich, Wachstum, wird die Kooperation von Industrie und IKT-Startups empfohlen, um etwa stabile Lieferantenbeziehungen zu entwickeln. Dafür müssten Konzepte geschaffen werden, die über Verbände und Meinungsträger kommuniziert und eingeführt werden sollten. Außerdem plädieren die Experten des Beirats in ihrem Bericht für IKT-Mentorenprogramme. Dazu sei ein Online-Netzwerk für Mentoren-Beziehungen in Form eines Digital Business Clubs einzurichten, um eine stärkere Vernetzung durch persönliche Treffen und Online-Kreise zu schaffen. Als weiterer Punkt wird die IKT-Personalentwicklung und -beschaffung genannt. Ein Aus- und Umschulungsprogramm für in- und ausländische Fachkräfte sollte nach einheitlichen Standards erfolgen und der bürokratische Aufwand bei der Einstellung von Mitarbeitern aus der EU sollte verringert werden. Zusätzlich könnte eine Personalinformations-Plattform die Startups in ihrer Wachstumsphase unterstützen.

Beim Tag der Deutschen Industrie am Dienstag, 23. September, stellte Sigmar Gabriel einen 6-Punkte-Plan zur „Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und der Neuausrichtung der Industriepolitik“ vor. In dem Arbeitspapier des Bundeswirtschaftsministeriums griff der Bundesminister auch einige Punkte aus den Handlungsempfehlungen des Beirats auf, die junge Unternehmen betreffen. Startups sollten durch Bürokratieabbau entlastet werden und die Einführung eines Börsensegments „Börse 2.0“ soll mehr Kapital für die Wachstumsphase schaffen, heißt es in dem Dokument.

Der vorstehende Artikel erscheint im Rahmen einer Kooperation mit dem Berliner Informationsdienst auf UdL Digital und ist Teil der aktuellen Ausgabe zur Netzpolitik. Aylin Ünal ist als Redakteurin des wöchentlich erscheinenden Monitoring-Services für das Themenfeld Netzpolitik verantwortlich.

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