Big Data in Deutschland: Eine Bestandsaufnahme

Veröffentlicht am 29.07.2013

Der Hype um Big Data existiert nicht erst seit gestern, wirklich angekommen scheint die Analyse und Auswertung von riesigen Datenmengen in Deutschland bisher aber nicht. Die Gründe hierfür sind vielfältig.

Deutschlands ausgeprägtes Datenschutzbewusstsein

Der Schutz der eigenen Daten ist in Deutschland deutlich tiefer verwurzelt als in anderen Ländern. Nicht nur die Rechtsprechung sondern auch das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger steht der Herausgabe personenbezogener Daten kritisch gegenüber. Während es in den USA beispielsweise legal ist, Datenbestände aufzukaufen und zusammenzuführen, ist dies in Deutschland verboten. Auch die Bereitschaft, eigene Daten herauszugeben ist geringer.

Angst vor Stimmverlust

Fragt man Deutschlands wohl bekanntesten Datenschützer Thilo Weichert nach dem größten Problem in Sachen Big Data, bekommt man als Antwort die mangelnde Transparenz von Unternehmen wie Google und Co. genannt. Welche Daten erhoben werden und was mit ihnen anschließend passiert, ist oft unklar. Weichert fordert deshalb klare Rahmenbedingungen durch die Politik. Diese, so scheint es, möchte sich aber angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl nicht allzu sehr damit beschäftigen. Zu viel Sorge besteht doch um einen möglichen Verlust von Wählerstimmen.

Neben der Angst vor falschen Aussagen sind auch mangelnde Fachkräfte und fehlende finanzielle Ressourcen ein Problem für die erfolgreiche Nutzung von Big Data im politischen Alltag. Insbesondere auf der Verwaltungsebene gibt es zu wenig Personal, um die großen Mengen an Daten sinnvoll zu nutzen. Wie sagte Jeremy Bird, ehemaliger National Field Director von Barack Obama, so schön: „Nicht die Daten sind das Entscheidende, sondern die Menschen, die damit umgehen können“.

Fehlende Ausbildung

Mangelnde Fachkräfte und unklare Richtlinien sind auch für die Industrie ein zunehmendes Problem. Studien zufolge fehlen in Deutschland massiv Arbeitnehmer, die den Umgang mit Daten beherrschen. Dies hat Nachteile für den Wirtschaftsstandort Deutschland, spielen Daten doch eine immer wichtigere Rolle. Allerdings gibt es erste Ansätze, das Ausbildungsproblem zu beheben. Verschiedene Bildungseinrichtungen wie beispielsweise das Karlsruher Institut für Technologie bieten spezielle Studiengänge zur Thematik an.

Was bedeutet dies für die Zukunft?

Harte Datenschutzbestimmungen, unklare gesetzliche Rahmenbedingungen, Angst vor Positionierungen und fehlende Fachkräfte lassen den effektiven Einsatz von Big Data in Deutschland auch zukünftig schwierig erscheinen. Das Zukunftsszenario ist allerdings nicht so dunkel, wie es scheint: Der Prism-Skandal hat der Datenschutzdebatte weiteren Schwung verliehen, erste Ausbildungswege sind auf dem Weg und auch die positiven Möglichkeiten von Big Data sind nicht zu übersehen.

Über den Autor:

Lucas Mohr
Lucas Mohr, Foto: privat
Lucas Mohr leitet den Digital- & Social Media-Bereich bei Ketchum Pleon in Berlin. Zusammen mit seinem Team entwickelt er Konzepte und Strategien für die digitale Welt und berät Kunden in Social Media-Fragen. In seiner Freizeit bloggt er auf amerikawaehlt.de. Auf Twitter findet man ihn hier.

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