Digitale Spaltung durch digitale Bildung überwinden

Veröffentlicht am 09.04.2015

Was dem Ausschuss Digitale Agenda Kritikern zufolge noch nicht zufriedenstellend gelungen ist, realisieren jetzt die Bildungspolitiker der Regierungsfraktionen von CDU/CSU und SPD. Mit ihrem Antrag „Durch Stärkung der Digitalen Bildung Medienkompetenz fördern und digitale Spaltung überwinden“ haben sie am Donnerstag, 26.03.2015, fachpolitische Empfehlungen der Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ aus der vergangenen Legislaturperiode als Handlungsaufträge an die Bundesregierung in den Deutschen Bundestag eingebracht. Ihre zentralen Forderungen: die Ausstattung der Schulen mit technischer Infrastruktur und den Anschluss an das Breitbandnetz, die Einführung eines zeitgemäßen und altersgerechten Informatikunterrichts bereits in der Grundschule sowie die fächerübergreifende Vermittlung von digitaler Medienkompetenz und digitalen Bildungsinhalten.

Länderstaatsvertrag für Digitale Bildung

Selbst umsetzen wird die Bundesregierung die insgesamt 20 Forderungen aus dem Antrag allerdings nicht können. Der Bereich Bildung obliegt der Gesetzeshoheit der Länder. Die Regierungsfraktionen sprechen sich daher für einen Länderstaatsvertrag aus, in dem die Landesregierungen die Ziele verbindlich miteinander vereinbaren könnten. Dazu gehören u.a. auch die Entwicklung bundeseinheitlicher Mindeststandards zur digitalen Informations- und Medienkompetenz, die langfristige Festlegung von bundeseinheitlichen IT-Standards für allgemeinbildende Schulen sowie die Einführung von Profilschulen IT/Digital mit dem Schwerpunktprofil Informatik zu prüfen.
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Die beiden federführenden Berichterstatter des Antrages zur digitalen Bildung, Sven Volmering (CDU) und Saskia Esken (SPD), haben aber nicht nur die technische Infrastruktur von Schulen und die Lehrpläne im Blick. Um Kindern digitale Bildung und Medienkompetenz mit auf den Weg geben zu können, müssen zunächst einmal Lehrkräfte und Erzieher entsprechend geschult werden. Es sollen daher spezielle Fortbildungsangebote für bereits ausgebildete Lehrkräfte sowie Pädagogen im frühkindlichen, schulischen sowie Aus- und Weiterbildungsbereich geschaffen werden. Zudem sollen exzellente E-Learning-Angebote von der Schule bis hin zur Aus- und Weiterbildung im Rahmen eines Wettbewerbs ausgezeichnet werden.

Strategie „Digitales Lernen“

Den Handlungsbedarf im Bereich digitale Bildung hatten Ende des vergangenen Jahres die Ergebnisse der „International Computer and Information Literacy Study“ (ICILS) dokumentiert. Im internationalen Vergleich liegen deutsche Schüler in puncto Umgang mit Computern demnach im Mittelfeld. Innerhalb der EU sind sie sogar unterhalb des Durchschnitts. Die Regierungsfraktionen hatten aber ohnehin vor, dieses Thema in Angriff zu nehmen. Im Koalitionsvertrag haben sie die Strategie „Digitales Lernen“ auf die Agenda geschrieben, die gemeinsam mit den Ländern und Akteuren aus allen Bildungsbereichen entwickelt werden soll.

Bei dieser Strategie „Digitales Lernen“ soll sich die Bundesregierung nach den Vorstellungen der Regierungsfraktionen für einen „Pakt für Digitale Bildung“ einsetzen, „der die unterschiedlichen Aktivitäten von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft bündelt, digitale Infrastruktur und Ausstattungen unter Berücksichtigung des ‚bring your own device‘-Modells finanziell fördert, didaktisch sinnvolle Projekte sowie Lernende, die sich aus finanziellen Gründen kein digitales Endgerät anschaffen können, unterstützt, um zu einer dauerhaften Stärkung der Digitalen Bildung zu kommen“, wie es in dem Antrag heißt. Weitere Schwerpunkte der Strategie sollen u.a. die Förderung von Wissenschaftskompetenz von der Grundschule bis zur Hochschule in den MINT-Fächern, die Einführung einer einheitlichen Bildungs- und Wissenschaftsschranke im Urheberrecht sowie der Einsatz kostenfreier digitaler Bildungsangebote und die Verwendung freier Lizenzen und Formate sein.

Der vorstehende Artikel erscheint im Rahmen einer Kooperation mit dem Tagesspiegel Politikmonitoring auf UdL Digital. Nadine Brockmann ist als Analystin für das Themenfeld Netzpolitik verantwortlich.

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