Digitale und kulturelle Integration im Zeitalter des mobilen Internets

Veröffentlicht am 14.02.2011

Am 09. Februar fand der dritte UdL Digital Talk im neuen BASE_camp (Unter den Linden 10 in Berlin Mitte) statt. Unter der Moderation von Cherno Jobatey gingen Aydan Özoguz und Ibrahim Evsan der Frage nach, wie digitale und kulturelle Integration im Zeitalter des mobilen Internets zu erreichen sei.

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Laut Ibrahim Evsan, Gründer von Sevenload und United Prototype, böte das Internet im Gegensatz zu allen anderen Medien den Vorteil des offenen Zugangs – jeder habe zum ersten Mal die absolute Freiheit sich über die entsprechenden Kanäle der sozialen Medien zu artikulieren, sich an Diskursen zu beteiligen, Multiplikatoren zu erreichen und selbst Multiplikator zu werden. Auch Aydan Özoguz, Integrationsbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, sieht in den sozialen Medien eine Reihe von Chancen: Es ließe sich beobachten, dass viele Migranten über das Netz politisch aktiv werden und dadurch Informationen sowie vor allen Dingen auch Stimmungslagen nun transparent und öffentlich zugänglich gemacht werden. Die aktive Nutzung der neuen Medien bietet somit die Chance der gesellschaftlichen und sozialen Teilhabe – und: Genau diese ist als wesentliches Merkmal einer erfolgreichen Integration zu verstehen, sodass digitale Integration als möglicher Wegbereiter von kultureller Integration verstanden werden kann.

Wichtig ist für Özoguz in diesem Zusammenhang aber zu betonen, dass die Digitalität gesellschaftliche Integration lediglich begleiten könne, die Migranten aber ihr eigentlicher Motor blieben: Nur wenn der Wille vorhanden sei, sich zu artikulieren, könne das Internet eine Integration fördern. In diesem Zusammenhang spielt die vorhandene Medienkompetenz eine große Rolle – nicht zuletzt durch die steigende Mobilität, die laut Evsan als „Turboloader“ fungiert und die Geschwindigkeit der Kommunikation in den sozialen Netzen wie auch die Informationsmenge kontinuierlich steigen lässt. Dieses fördert natürlich auf der einen Seite die Transparenz gesellschaftlicher Prozesse und bietet jedem die Chance der Teilhabe an der Zivilgesellschaft – auf der anderen Seite setzt dies alles aber auch eine entsprechende Medienkompetenz voraus. Gerade diese aber variiert zwischen verschiedenen Personengruppen zur Zeit noch stark.

Jutta Croll, geschäftsführendes Mitglied des Vorstands der Stiftung Digitale Chancen, betont in diesem Zusammenhang, dass es gerade aufgrund der Tatsache, dass die sozialen Medien die Prozesse der politischen Willensbildung verändern, auf lange Sicht unerlässlich sei, gleiche Voraussetzungen zu schaffen. Diskutiert wurde deswegen auch die Frage, welche Strategien die Politik entwickeln kann, um die Öffentlichkeit so zu schulen, dass sie die Chancen des Internets ausschöpfen kann. Für beide Diskutanten war es hierbei wichtig, den Fokus auf die jüngeren Generationen zu legen, die schon in der Schule Kenntnisse übermittelt bekommen sollen. Dieses könne etwa durch Förderung der Medienkompetenz bei den Pädagogen, Lehrer und Mitarbeiter der Volkshochschulen – genauso wie der Eltern –  passieren. Gerade sie müssten für die Lernformen sensibilisiert werden und selbst die notwendige Kompetenz erlangen, um adäquat mit Medien arbeiten zu können.

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