Internet per Ballon

Veröffentlicht am 14.04.2014

IT-Unternehmen haben Visionen – Google und Facebook haben davon besonders viele. Um das Internet künftig in entlegene Gebiete der Welt zu bringen, lässt Google Ballons fliegen und Facebook Satelliten um die Erde kreisen. Erst Anfang April verkündete Google, dass einer ihrer Testballons in 22 Tagen die Welt umrundet habe und nun die zweite Runde beginnt. Im Laufe des Project Loon legten die weißen Ballons bereits 500.000 km im Flug zurück und lieferten den Forschern wichtige Erkenntnisse auf dem langen Weg zur flächendeckenden Internetversorgung.

Ein Netzwerk aus Ballons

Die mit Helium gefüllten Ballons von Google fliegen in einer Höhe von etwa 20 km in der Stratosphäre und befinden sich damit deutlich über dem Wetter und den Flugzeugen. Viele verschiedene Winde gibt es dort trotzdem, die in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Richtungen wehen. Bewohner der Landschaft unterhalb der Ballons können auf das Ballon-Netzwerk mit speziellen Internetantennen an ihren Häusern zugreifen. Diese Antennen korrespondieren per Funk mit den Ballons, die sich wiederum untereinander vernetzen. Daraufhin nehmen die Ballons Kontakt mit einer nahegelegenen Bodenstation auf, die mit dem lokalen Internetprovider verbunden ist. So können weite Entfernungen überbrückt und die Daten übermittelt werden.

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Die Ballons und ihre Funktechnik funktionieren vollständig über Solarenergie und werden über die verschiedenen Windschichten in der Stratosphäre gesteuert. Jeder Start und jede Landung eines Ballons wird mit der Flugverkehrskontrolle koordiniert. Mit einem Durchmesser von 15 Metern sind die Ballons von der Erde aus nur mit einem Teleskop sichtbar.

Facebooks Satellitensystem

Die Mehrheit der Menschheit ist nicht mit dem Internet verbunden und auch Facebook möchte diesen Zustand ändern. Das Connectivity Lab von Facebook geht dabei etwas höher hinaus als Google und testet ein Satellitensystem, welches die Erde umkreist und Signale in ländliche Regionen senden soll. Hierbei kommen zusätzlich Drohnen zum Einsatz, die sich, wie die Ballons von Google, in einer Höhe von 20 km befinden, denn so können sie die Signale der Satelliten näher an den Boden bringen. Die Drohnen sind mit Solarenergie betriebene, unbemannte Flugzeuge. Mit Lasertechnologie sollen die Satelliten miteinander kommunizieren, so die Vision der Forscher. Im Bereich der sogenannten „free space optics“ forschen die Entdecker daran, wie sich große Datenmengen mittels Laser übertragen lassen. Die Herausforderung besteht darin, dass die Satelliten sich permanent bewegen, sodass die Stationen auf dem Boden die Geräte ständig verfolgen und die Informationen einholen müssen.

Im Rahmen von Project Loon werden die Ballons von Google dieses Jahr noch weiter um die Erde kreisen und ihre Testphasen ausweiten. Letztendlich geht es beiden Unternehmen nicht allein um Innovation und Prestige, sondern schlicht auch um Nutzerzahlen und die Erweiterung ihres in der westlichen Welt inzwischen gesättigten Marktes. Das Wettrennen zwischen Ballon-Projekt und Drohnen-Satelliten-System geht also weiter – mehrere Gewinner nicht ausgeschlossen.

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