Mobile Commerce: Ein Bericht aus dem Silicon Valley

Veröffentlicht am 04.12.2012

Mobile Commerce is here! Zumindest für die USA kann man diesen Satz mit einem Ausrufezeichen stehen lassen. Bei einer Tour durch San Francisco und die Bay Area konnte ich die Zeichen nicht übersehen: Mobile Anwendungen haben ihre Kindheit hinter sich gelassen und reifen zu ernsthaften Geschäftsanwendungen – mit einem irren Tempo.

Mobile Commerce DAS Thema

„Mobile“ mag nicht das einzige Thema unter den Start-Ups und Internet-Riesen in Kalifornien sein, aber es ist vermutlich das Wichtigste. Bei einer Tour zu verschiedenen großen und kleinen Unternehmen der Digital-Branche war dabei vor allem eines klar: Auch abseits der Welt von Angry Birds und Whats App lässt sich mit mobilen Anwendungen eine Menge Geld verdienen. In den Staaten hält der „Mobile Commerce“, also das der Kauf von Gütern und Dienstleistungen auf dem Smartphone oder Tablet, Einzug,.

Daten als Währung

Google, Facebook, Apple – diese Riesen haben spannende Ideen, wie sie sich ihr Stück vom stark wachsenden Kuchen herausschneiden können. Die vermutlich umfassendste Vision, wie diese neue mobile Shopping-Welt aussehen könnte, habe ich allerdings bei der ebay-Tochter PayPal gesehen:

Die Gesamtlösung, die PayPal bis zum Sommer nächsten Jahres fertig gestellt haben will, hat vor allem ein besonderes Merkmal: Zahlungen sind nur noch ein kleiner Teil des Konzepts. Für ein Unternehmen, dass dadurch groß (globaler Umsatz 4,4 Mrd. Euro in 2011) geworden ist, mutet das merkwürdig an. Das Ganze ist bei genauer Betrachtung aber sehr konsequent: Wenn zukünftig rund um einen Kauf in einem beliebigen Laden, alle dabei entstehenden Informationen aufgezeichnet und verwendet werden könnten, dann wären diese Daten unglaublich viel Geld wert.

Bevor nun jemand entsetzt „Datenkrake“ ruft: Es kann dabei nicht um ein einseitiges und vielleicht sogar intransparentes Ausbeuten von Kundendaten gehen. Vielmehr leben diese neuen Anwendungen davon, dass der Kunde einen echten Mehrwert erhält, wenn er in die Nutzung seiner Daten einwilligt. Dieser Mehrwert kann z.B. in besonderen Angeboten und Rabatten liegen. Unternehmen wie Payback bieten dies für ausgewählte Einzelhändler schon lange an. Anders als bei diesen bekannten „Loyalty-Cards“ kann bei dem System von PayPal jeder kleine und mittlere Händler „um die Ecke“ preisgünstig Marketing-Instrumente wie Deals, Coupons oder Treuepunkte einführen.

Der Kunde entscheidet

In den neu entstehenden „Mobile Wallets“, also Apps, die ein elektronisches Abbild der guten alten Geldbörse sein wollen, ist theoretisch unbegrenzt Platz für solche Händler-Services, -Programme und Aktionen. Kunden können die für sie passenden anhand ihrer ganz persönlichen Präferenz auswählen und werden anhand von Lokalisierungsdaten auf Wunsch auch im richtigen Moment darauf hingewiesen.

Mit einer gewissen Portion Skepsis kann man natürlich eine Reihe von Datenschutz-Problemen in diesen ganzen Ideen erkennen. Persönlich glaube ich aber ganz fest, dass die sich bietenden Möglichkeiten gerade zu einem bewussteren und transparenteren Umgang mit der Privatsphäre führen werden. Wir bei der E-Plus Gruppe jedenfalls haben bei unseren eigenen Aktivitäten rund um die Mobile Wallet einen klaren Anspruch: Transparenz und Ehrlichkeit im Umgang mit den Kundendaten und der aktiven Einwilligung des Kunden zu ihrer Nutzung haben höchste Priorität. Nur dann kann und wird die „schöne neue Welt“ auch wirklich eine solche sein.

Uli Coenen ist Chief Innovation Officer (CIO) der E-Plus Gruppe. Er schreibt monatlich auf UdL Digital über Innovationen aus dem Mobilfunk.

Schlagworte

Empfehlung der Redaktion