Neue Geschäftsmodelle dank E-Government

Regierungen, Unternehmen und Internet Governance
Veröffentlicht am 11.12.2012

Autor: Frédéric Dubois

Anfang Dezember veröffentlichte die EU-Kommission eine Studie zu E-Government. Der 150-seitige Bericht basiert auf Fallstudien und beinhaltet politische Empfehlungen, wie sich Bürgerbeteiligung im E-Government steigern lässt. Aber auch für Unternehmen dürften die Ergebnisse interessant sein.

Als Bürger sollten wir Zugang zu öffentlichen Verwaltungsdaten haben. Wir sollten uns auch über aktuelle mobile und Internettechnologien an öffentlichen Angelegenheiten politisch beteiligen können. Diese Forderungen sind heutzutage fast selbstverständlich. Weniger auf der Hand liegt, wie neben Regierung und Zivilgesellschaft der private Sektor bei E-Government mitmachen kann, etwa durch kluge Zugänge zu Daten und Mitmach-Werkzeuge.

Die Idee hinter gemeinschaftlichem E-Government

Gemeinschaftliches E-Government setzt Informations- und Kommunikationstechnologien ein, um Bürger an politischen Entscheidungsprozessen zu beteiligen, öffentliche Dienstleistungen übers Netz anzubieten und auch um der Innovationskraft von Beamten Raum zu geben. Der Gedanke hinter gemeinschaftlichem E-Government – oder auch Open Government, wie manche es nennen – ist: Je mehr Menschen öffentliche Dienstleistungen nutzen, desto besser werden sie.

Geschäftsmodelle und E-Government

Ein Ergebnis der Studie zu gemeinschaftlichem E-Government ist, dass die meisten gemeinschaftlichen E-Government-Dienste auf ehrenamtlicher Arbeit basieren. Es gibt kaum Anzeichen dafür, dass sich Verwaltungen oder gemeinnützige Organisationen daran beteiligen, geschweige denn private Förderer. Ehrenamtliche Arbeit kann Bürger und Behördenmitarbeiter stärken und motivieren, aber kann es gemeinschaftliches E-Government nachhaltig machen?

Die Antwort der Studie lautet: Ja und Nein. “Obwohl einige in der Industrie glauben, dass in kooperativ erbrachten Dienstleistungen Geschäftsmöglichkeiten liegen, hat sich das Konzept noch nicht in der Geschäftskultur durchgesetzt”, heißt es im Bericht. Im Ergebnis seien bestehende Geschäftsmodelle noch unausgereift. Doch einige getestete Modelle gibt es.

Das Premium-Geschäftsmodell

Eine US-amerikanische IT-Firma betreibt derzeit eine Internet-Anwendung für gemeinschaftliches E-Government. Mit ihrem Produkt erreicht sie 25.000 Städte und 8.000 Bezirke weltweit. Der “hochentwickelte” Dienst erlaubt es Bürgern, der Stadtverwaltung Missstände in der Umgebung zu melden, und zwar über eine internetbasierte Kartenanwendung, die alle Nutzerkommentare anzeigt. Das Beschwerde-System lässt sich per Browser, über Smartphones und Facebook-Anwendungen bedienen.

Das schlichte Beschwerde-System lässt sich upgraden in ein umfassenderes Verwaltungssystem, das die Beschwerden in die Organisations-Prozesse der Verwaltung eingliedert. “Dieser Ansatz hat das Potenzial, die Verwaltungen Stück für Stück von den Vorteilen der Zusammenarbeit zu überzeugen”, argumentiert die Studie. In der Premium-Variante können die Behörden die Vorteile der Anwendung auf jeder Ebene überprüfen, bevor die Anwendung eine Ebene tiefer in die Verwaltungssysteme integriert wird (und damit weitere Kosten anfallen).

Das Startkapital-Geschäftsmodell

Ein weiteres interessantes Modell stammt von einer britischen Gruppe. In der ersten Phase sammelt sie per crowd sourcing Ideen für wünschenswerte Dienste, die die Regierung nicht anbietet. Zunächst geht es darum, das öffentliche Interesse und den potenziellen Markt für einen Service nachzuweisen.

Dann wird die Idee für den neuen Dienst einer öffentlichen Stelle übergeben. Sie legt fest, ob der Dienst mit Startkapital und durch die Verwaltung unterstützt werden soll. “Diese Phase stabilisiert die Initiative und sorgt dafür, dass das Interesse am Dienst andere öffentliche Organisationen erreicht”, heißt es dazu in der Studie.

In der dritten Phase wird der neue öffentliche Dienst immer autonomer. Sofern der “Kundenkreis” groß genug ist, wirft der Betrieb des Dienstes Gewinn ab, und die Dienstleistung kann sich auf lange Sicht nachhaltig entwickeln.

Gemeinschaftliches E-Government ist eine attraktive Möglichkeit, neue Dienstleistungen zu entwickeln, weil sie sich auch finanziell lohnen kann, wie dieses Beispiel zeigt.

Weitere Geschäftsmodelle für gemeinschaftliches E-Government kamen in jüngster Zeit auf, darunter auch eher traditionelle, werbe-basierte Ansätze. Die meisten stecken noch in den Kinderschuhen, aber je mehr die Idee offener Verwaltungsdaten Momentum gewinnt, desto mehr könnte sich der Raum für Unternehmer öffnen, die eine Vision für Zusammenarbeit mit dem Öffentlichen Sektor haben.

Die E-Plus Gruppe unterstützt das Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft beim Aufbau einer Plattform zu Fragen der Internet-Regulierung. Der vorstehende Artikel erscheint im Rahmen dieser Kooperation auf UdL Digital.

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