Rollende HotSpots gegen sanierte Bahnhöfe

Veröffentlicht am 02.11.2015

„Es genügt nicht, nur den Fernverkehr auszurüsten, auch Regionalzüge und S-Bahnen müssen einen drahtlosen Internetzugang haben“. Mit dieser Forderung lässt sich Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt immer wieder gerne zitieren und bekommt dafür auch viel Zustimmung von all den Menschen, die sich auf dem Weg mit dem Zug ins Büro regelmäßig über Funklöcher ärgern. Warum sollte denn bei der Bahn nicht möglich sein, was bei den Fernbussen schon immer zum Service gehört und nun auch in 10.000 Metern Höhe bei der einen oder anderen Fluggesellschaft möglich ist.

150 Ideen für die digitale Bahn

Doch die Umrüstung der Bahn zum „Verkehrsmittel des digitalen Zeitalters“ ist nicht so einfach wie es klingt, denn es geht nicht nur um technische Herausforderungen. Technisch sieht sich die Bahn gut aufgestellt. Von „rollenden HotSpots“ und „intelligenten Loks“ ist die Rede und auch das 5.200 Kilometer lange ICE-Kernnetz ist schon ausgebaut. Auch gibt es weitere „150 Ideen zum Wohl des Kunden“, die derzeit in der Pipeline sind.

Doch das hilft dem Berufspendler nicht unbedingt, denn der Regionalverkehr wird anders als der Fernverkehr nicht von der Deutschen Bahn in Eigenregie betrieben, sondern von den Ländern an ganz unterschiedliche Bahnunternehmen vergeben. Damit das WLAN im Regionalverkehr ankommt, müssten also die Bundesländer bei Ausschreibungen für den Regionalverkehr ein WLAN-Angebot zwingend vorschreiben.

„Kostenloses“ Internet im Regionalverkehr

Diese Idee des Bundesverkehrsministers war auch Thema der letzten Verkehrsministerkonferenz Mitte Oktober. Dobrindt sagt, die zusätzlichen Mittel seien vorhanden, schließlich will der Bund für 2016 die Zuschüsse an die Länder auf insgesamt 8 Milliarden Euro erhöhen. Damit könnte man auch ein „attraktives, digitalisiertes Schienen-Angebot“ schaffen, meint der CSU-Minister. Aus den Ländern kommt dagegen verhaltener Protest, denn das Geld, das in kostenfreies Internet für die Bahnkunden investiert wird, fehlt für die Sanierung von Bahnhöfen oder den Erhalt von Strecken.

Im Regionalverkehr beträgt die Kundenversorgung im Zug durchschnittlich rund 60% für mobiles Internet und über 90% für Sprachtelefonie. Um die Netzabdeckung für das mobile Internet entlang der oft abgelegenen und zumeist nur dünn besiedelten Strecken für ein gutes Kundenerlebnis auf 90 Prozent zu steigern, müssten bis 2020 rund 400 Millionen investiert werden. Eine Milliarde Euro müsste angelegt werden, um die technische Infrastruktur so auszubauen, dass 98% Mobilfunknetzabdeckung entlang der Strecken möglich werden. Um dann auch noch die Züge, bei denen bisher andere Kriterien als guter Mobilfunkempfang im Vordergrund standen, zu „rollenden Hotspots“ umzurüsten, müssten weitere 500-1.300 Millionen Euro für die technische Aufrüstung der Züge eingeplant werden. Ob die Länder die Kosten für das „kostenlose“ Internet für Bahnpendler übernehmen, wurde bei der Verkehrsministerkonferenz noch nicht entschieden. Sicher ist aber, dass der zuständige Bundesminister sich weiter dafür einsetzen wird.

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