Axel Wallrabenstein zu Social Media und Wahlkampf

Veröffentlicht am 28.09.2016

Die Kommunikationsagentur MSL Germany hat in ihrer Public-Affairs-Umfrage 2016 in Erfahrung gebracht, wie die Branche die Arbeit der Großen Koalition und der Opposition bewertet, ob die Kommunikatoren den Dialog mit den Parteien am Rande des Spektrums suchen und bei welchem Ministerium sie die Federführung für netzpolitische Fragen verorten. Wir wollten von Axel Wallrabenstein, dem Geschäftsführer der MSLGroup Germany, wissen, wie Soziale Medien im Wahlkampf und der Lobbyarbeit eingesetzt werden können. Die Beratungsschwerpunkte von Axel Wallrabenstein sind Public Affairs, Politische Kommunikation und Krisenkommunikation. Er gründete 2001 die Agentur Publicis Public Relations/ Publicis Consultants, die 2009 Teil der MSLGroup wurde. Zuvor war Wallrabenstein Pressesprecher in der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Berlin und Pressesprecher im Innenministerium des Freistaates Sachsen.

Social Media-Default-Motiv-1500x984Soziale Medien prägen zunehmend die politische Meinungsbildung. Laut dem Hamburger Wahlbeobachter Martin Fuchs sind 56 Prozent aller Bundestagsabgeordneten aktiv auf Twitter, laut der Umfrage der MSL Group sind 45 Prozent der befragten Berliner Public-Affairs-Berater dauerhaft in den Sozialen Medien präsent. Wofür konkret lassen sich Twitter, Facebook und Co. in der digitalen Lobbyarbeit nutzen?

Unsere jährliche Public-Affairs-Umfrage bezieht sich nicht nur auf Soziale Medien, das ist nur ein kleiner Teil der Befragung unter www.mslgroup.de. Wir haben erneut festgestellt, dass Twitter unangefochten das wichtigste digitale Instrument zur Kontaktpflege ist. Danach folgen Facebook und interessanterweise Youtube. Hangouts und Bewegtbilder spielen eine stärkere Rolle in der politischen Kommunikation auf allen Kanälen. Trotzdem zeigt sich auch, dass alle Befragten das persönliche Gespräch mit relevanten politischen Entscheidern nach wie vor für unerlässlich halten. Die meisten Politiker und Meinungsbildner sind mittlerweile in den Sozialen Medien aktiv. Deshalb ist klar, dass diese Kanäle eine immer stärkere Bedeutung bekommen um Themen zu setzen, Argumente zu transportieren oder auch konstruktive Debatten öffentlich zu führen. Es gibt aber auch hier durchaus noch Branchen- und Generationsunterschiede.

Welche drei Kanäle werden bei der digitalen Lobbyarbeit von den meisten Public-Affairs-Beratern genutzt? Was sind die Vorteile und Möglichkeiten, die diese Kanäle im Vergleich zu weniger genutzten Instrumenten im Social-Media-Bereich haben?

Twitter liegt mit 60 Prozent vorne, gefolgt von Facebook mit 49 Prozent und Youtube mit 28 Prozent. Twitter wird stark zur direkten Kommunikation und auch Themensetzung genutzt. Facebook stärker für erklärende Beiträge. Hier spielen auch Grafiken und Bewegtbild eine größere Bedeutung. Blogs sind wichtig – aber auch hier gilt: Interessant ist, was geteilt werden kann, schnell überzeugt und Debatten anregt.

„Interessant ist, was geteilt werden kann, schnell überzeugt und Debatten anregt.“

Knapp ein Jahr ist es noch bis zur Bundestagswahl 2017. Welchen Tipp haben Sie für Lobbyisten im politischen Berlin, die sich in digitaler Hinsicht optimal in Stellung bringen wollen?

Wichtig ist, sich mit der Strategie und den relevanten Zielgruppen für Social Media zu beschäftigen. Nicht nur mit den Kanälen. Wir werden 2017 einen anderen Wahlkampf als 2013 erleben. Es wird politischer, konfrontativer und die Positionen der einzelnen Parteien und Player werden deutlicher werden als vor vier Jahren.

„Es wird politischer, konfrontativer und die Positionen der einzelnen Parteien und Player werden deutlicher werden als vor vier Jahren.“

Insofern kann man sich gut auf die jeweiligen Positionen einstellen und reagieren. Die Koalitionsbildung wird sicher schwieriger – es ist mit einer Regierung zu rechnen die aus mehr als zwei oder drei Parteien besteht wenn es nicht wieder zu einer Großen Koalition kommen sollte. Insofern wird es auch wichtig sein die relevanten Politikerinnen und Politiker früh zu identifizieren und den Kontakt konventionell, aber auch über die Sozialen Medien aufzunehmen. Wer jetzt schon junge Talente und Kandidaten sichtet und frühzeitig anspricht hat immer einen Vorteil in der Debatte und wenn es um Themensetzung geht. Alle vier Jahre kommen automatisch jüngere Mandatsträgerinnen und Mandatsträger die auch stärker mit Social Media aufgewachsen sind und diese Form der Kommunikation selbstverständlich leben.

Schlagworte

Empfehlung der Redaktion