Bildungsstudie: Wir wollen’s digital

Veröffentlicht am 16.11.2016

Eines überrascht besonders bei der neuen Studie zur Digitalen Bildung: Schüler, Lehrer und Eltern sind sich ausnahmsweise einig. Denn sie alle wollen, dass Bildung digitaler wird. Fast drei Viertel der befragten Lehrkräfte und Eltern sowie mehr als zwei Drittel der Schüler und Schülerinnen wollen digitale Medien als grundlegenden Bestandteil aller Schulfächer.

Für die Studie „Schule Digital“ von dem gemeinnützigen Verein Initiative D21 befragte das Meinungsforschungsinstitut Kantar TNS Schüler, Lehrer und Eltern zu ihren Digitalkompetenzen und der digitalen Infrastruktur in den Schulen. Einen Tag vor dem Nationalen IT Gipfel, der am 16. Und 17. November unter dem Schwerpunkt Digitale Bildung in Saarbrücken stattfindet, veröffentlichte Initiative D21 ihre Ergebnisse.

Overhead-Projektor noch immer im Trend

96 Prozent der Schulen haben in allen oder zumindest speziellen Räumen Internetzugang. Die drei häufigsten Geräte, die nach Angaben von Lehrern im Unterricht zur Verfügung stehen, sind Beamer (91 Prozent), Overhead-Projektor (83 Prozent) und Desktop PC (81 Prozent). Immerhin zwei Drittel der Lehrer gaben an, ein Interaktives Whiteboard nutzen zu können. Die Zahlen zeigen aber auch, dass die Schüler eine ganz andere Wahrnehmung von der technischen Ausstattung an ihren Schulen haben; sie schätzten die Verfügbarkeit zwischen acht und 30 Prozent niedriger ein als die Angaben der Lehrer. „Es ist anzunehmen, dass Schulen zwar grundsätzlich technisch ausgestattet sind, entsprechende Geräte aber nicht umfassend in den Schulalltag eingebunden werden, ihr Vorhandensein den SchülerInnen somit auch nicht bekannt ist“, folgert die Studie.

Mit diesen Erkenntnissen gibt die Studie Anlass für eine wichtige Debatte, die auch durch das Milliarden-Investitionsprogramm des Bundes, den „DigitalPakt#D“ für die Digitalisierung an deutschen Schulen, angestoßen wurde. Bildungsministerin Wanka möchte mit dem DigitalPakt#D die technische Ausstattung und die digitale Infrastruktur an deutschen Schulen fördern. Auch die Studie zeigt, dass hier Bedarf ist. Knapp die Hälfte der Lehrer und ein Drittel der Schüler sind unzufrieden mit der Ausstattung. Auch gaben 73 Prozent der Lehrkräfte an, mangelnde Geräteausstattung sei eine Hürde für den Einsatz digitaler Medien in der Schule; 56 Prozent nannte niedrige Internetgeschwindigkeit. Dennoch wird klar, dass Ausstattung allein noch keine Digitalisierung ausmacht. An der Technik mangele es in Deutschland nicht, sagte auch Prof Igel im Interview mit UdL Digital, es bedarf hingegen eines Kulturwandels in puncto Digitalisierung.

Lehrern fehlt IT- Kompetenz

Die an der Studie teilnehmenden Lehrer bestätigen das. Zwei Drittel der Lehrkräfte gaben an, es mangele ihnen an IT-Kenntnissen, um digitale Medien im Unterricht einzusetzen. Ein Drittel – möglicherwiese das fehlende Drittel – berichtete, eine Weiterbildung zur Thematik gemacht zu haben, die vom Schulträger organisiert wurde. Einer von fünf Lehrern nimmt an Weiterbildungen teil, die der Schulträger nicht finanziert. Nicht einmal jeder zweite Lehrer nutzt fachspezifische Seiten im Internet und nur 24 Prozent der Lehrkräfte nutzen Lehrmaterialien aus dem Netz. „Die Lehrkräfte müssen unbedingt Weiterbildungen in diesen Bereichen erhalten, sonst sind die Jugendlichen den Lehrkräften hoffnungslos überlegen.“, wird eine Lehrkraft in der Studie zitiert.

Digitalpakt
Foto: CC BY-ND 2.0 Flickr User Initiative D21. Bildname: themenabend_bildung_edchat_11. Ausschnitt bearbeitet

Manches läuft aber schon ganz gut. Zwischen 79 und 99 Prozent der Lehrkräfte, Schüler und Eltern können Internetrecherchen durchführen und Texte in einem Textprogramm schreiben. Schüler und Lehrer sind den Eltern in der Kompetenz überlegen, eine Präsentation zu erstellen. Lehrkräfte sind besser in Excel und können eher einen Drucker installieren als die anderen Gruppen. Schüler siegen hingegen im Bereich Programmieren und Inhalte in Soziale Netzwerke zu stellen. Interessant ist, wie die verschiedenen Gruppen die Wichtigkeit von diversen Computerthemen für die Vermittlung im Unterricht eingeschätzt haben. Diesbezüglich stuften alle Gruppen den Umgang mit Anwendersoftware, zum Beispiel MS Office, als wichtigstes Thema ein, gefolgt von einer kritischen Auseinandersetzung mit Digitalthemen und rechtlichen Grundlagen des Internets. Eltern und Schüler empfanden Programmierkenntnisse und Webseitengestaltung als deutlich wichtigere Themen der Unterrichtsvermittlung als die befragten Lehrkräfte.

Die Studie belegt, dass Lehrer, Schüler und Eltern längst digital sind und sich mehr Digitalisierung im Unterricht wünschen. Die Frage nach dem „Ob“ stellt sich also nicht mehr, heißt es auch im Fazit der Studie. Jetzt muss es um das „Wie“ gehen.

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