Bundestagswahl 2017: Erstwähler an die Wahlurne

Foto: Fotolia / Maksim Kabakou
Foto: Fotolia / Maksim Kabakou
Veröffentlicht am 01.06.2017

Drei Millionen Erstwähler stimmen im September über die Zusammensetzung des Bundestags ab – oder auch nicht. Denn die Erstwähler machen bis dato den größten Anteil der Nichtwähler aus. Bei vielen Landtagswahlen sind zwischen 75 und 80 Prozent der Nichtwähler jünger als 21. Bei den Landtagswahlen von Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen blieb knapp die Hälfte der Erstwähler den Wahlurnen fern.

Wie sprechen Parteien Erstwähler an?

Tatsächlich scheint keine der Parteien eine eigene Strategie zur Mobilisierung von Erstwählern für die Bundestagswahl 2017 zu haben. Aber alle Parteien haben ihre Kommunikationswege reformiert, um auch die digital natives zu erreichen. Facebook und Twitter sind hier schon Old School, die Parteien bieten mit Snapchat, Instagram und WhatsApp auch Medien der jüngeren Generation an. Sie posten witzige Memes oder ästhetische Fotos und wollen per Instant Messaging oder Chatbot erreichbar für Erstwähler sein. Auch – oder vielleicht gerade – bei Erstwählern gilt, je mehr sie ernst genommen werden und Dialog entsteht, desto eher können sie sich mit der Politik identifizieren. In puncto Viralität gibt es für einige Politiker aber noch Nachholbedarf.
Die Parteien setzen in diesem Wahlkampf auch auf altbewährte Mittel – mit digitaler Unterstützung. Die CDU war bereits in NRW mit „Connect17“ unterwegs und nun hat die SPD mit „Kampa17“ nachgelegt – beides sind Apps, die den Haustürwahlkampf mit demographischen Karten und Vernetzung der Wahlhelfer unterstützen. Die Apps zeigen auch an, in welchen Gegenden Erstwähler anzutreffen sind, damit diese gezielt angesprochen werden können. Und auch inhaltlich kommt das sogenannte „Targeting“ im Netz bei den Parteien zum Einsatz. Sucht ein junger Mensch im Web nach einem Ausbildungsplatz, kann beispielsweise der passende Partei-Ad mit der Forderung nach mehr Ausbildungsplätzen in der Suchmaschine oder im Sozialen Netzwerk angezeigt werden. Schlussendlich fällt aber vor allem den jungen Vertretern der Parteien die Aufgabe zu, ihre Generation zu animieren, miteinzubeziehen und Themen voranzubringen, die sie interessieren.

Wahlen proben und Politiker kennen lernen

Ein bewährtes Rezept gegen die Wahlverweigerung bei Nichtwählern setzt dabei weit vor dem Wahlkampf an. Studien und einige Initiativen haben gezeigt: Wenn sich Schüler bereits vor dem wahlfähigen Alter mit Wahlen beschäftigen, sinkt nicht nur der Anteil von Nichtwählern bei der ersten Wahl, sondern auch ihre Eltern gehen eher zur Wahl. Der gemeinnützige Verein Kumulus organisiert deshalb seit 1999 die Juniorwahl an deutschen Schulen. Hier veranstalten Schüler eine simulierte Landtags- oder Bundestagswahl samt Plakaten, Wählerverzeichnissen und Wahlurnen. Bei den Juniorwahlen liegt die Wahlbeteiligung meist bei 100 Prozent.

„Wer das Thema vier bis acht Stunden behandelt hat, will dann auch sein Kreuzchen machen“, sagt Kumulus-Vorstandsmitglied Gerald Wolff. „Der Punkt ist: Die Schülerinnen und Schüler werden mit politischer Bildung erreicht – und das in einem Maße und einer Qualität, wie man es später im Leben nicht mehr ohne Weiteres schaffen wird.“

Das bestätigt auch die bundesweite Initiative „It‘s Your Choice“. „Die Jugend ist nicht politikverdrossen!“, heißt es auf der Webseite. Sie möchte ernst genommen und auf Augenhöhe angesprochen werden – mit Themen, die relevant für sie sind. Deshalb bringt It’s your Choice, Politiker in die Schulen, in Panels, Diskussionsrunden oder zum Politiker-Speed-Dating. Häufig werden junge Politiker eingeladen und auch die Moderatoren sind kaum älter als die Schüler. Die junge Generation soll angeregt werden, Fragen zu stellen, Meinungen zu äußern oder über aktuelle Referenden abzustimmen.

Eigeninitiative mit „Think Big“

Die „Think Big“-Kampagne von Telefónica und der Deutschen Kinder und Jugendstiftung setzt auf Mitmachen und Eigeninitiative, um die Jugend für die Wahl und zur Diskussion zu animieren. Bei Think Big können Jugendliche ihre eigenen Projekte vorstellen und finanzielle Unterstützung sowie Coaching erhalten. In der Kampagne zur Bundestagswahl 2017 werden auf der „Think Big“-Webseite Informationen rund um die Wahl zur Verfügung gestellt. Auch YouTube-Erklärfilme wird es geben. „Think Big“ will Jugendliche außerdem dabei unterstützen, ihre eigene Generation zu erreichen. Sie sind aufgerufen, in kurzen Videos oder Beiträgen zu posten, warum sie es wichtig finden, zur Wahl zu gehen. Einige Prominente haben schon angekündigt mitzumachen. Die ersten Videos gehen in Kürze online!

Foto: Telefónica Deutschland/Think Big

Foto: Fotolia / Maksim Kabakou

Schlagworte

Empfehlung der Redaktion