Corporate Digital Responsibility: Neue Initiative von Bundesministerin Barley

Valentina Daiber, Chief Officer for Legal & Corporate Affairs von Telefónica Deutschland, und Bundesjustizministerin Katarina Barley.
Valentina Daiber, Chief Officer for Legal & Corporate Affairs von Telefónica Deutschland, und Bundesjustizministerin Katarina Barley. Foto Henrik Andree
Veröffentlicht am 08.10.2018

Dass die Rohstoffreserven unserer Erde endlich sind und deshalb nachhaltiges Wirtschaften wichtig ist, kam spätestens in den 1960er Jahren in der breiten Öffentlichkeit an. Im 21. Jahrhundert hat man schließlich einen Rohstoff „erfunden“, der nicht endlich ist: digitale Daten. Ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Rohstoff ist dennoch erwünscht. Vor allem in Zeiten von Datenskandalen und Angst vor „digitalem Kapitalismus“ wird die Diskussion über „Corporate Digital Responsibility“ lauter. Mit der „Charta digitale Vernetzung“ haben sich diverse Unternehmen bereits freiwillig zu einer verantwortungsvollen Gestaltung der digitalen Transformation in Deutschland bekannt. Justiz- und Verbraucherschutzministerin Katarina Barley (SPD) hat im Mai einen Dialog mit ausgewählten deutschen Unternehmen gestartet. Heute fand das zweite High-Level Treffen im BMJV statt, bei dem die CDR-Initiative ihre Pläne für ein deutschlandweites Forum ab Frühjar 2019 vorgestellt hat. Auch Telefónica Deutschland war wieder dabei.

Das Geschäft mit den Daten

Doch was beinhaltet „Corporate Digital Responsibility“ eigentlich und was kann sie bringen? Der Boom von Gesundheits-Apps, FinTech oder Sozialen Netzwerken in den letzten Jahren hat gezeigt, dass die Verarbeitung von Daten ein steter Quell für neue Geschäftsideen ist. Gleichzeitig rückt das Bedürfnis nach Schutz vor unlauterer Verwendung der Daten immer mehr in das Bewusstsein der Nutzer. Nicht zuletzt mit der europäischen Datenschutz-Grundverordnung, die am 25. Mai in Kraft treten wird, oder der geplanten neuen ePrivacy-Verordnung kommt die Politik – zumindest teilweise – dem verstärkten Datenschutzbedürfnis von Verbrauchern nach. Neben staatlichen Regelungen übernehmen auch immer mehr Unternehmen selbst Verantwortung. „Corporate Digital Responsibility“ (CDR) lautet das Konzept, nach dem Unternehmen auf freiwilliger Basis dem Recht vorauseilen und transparent und verantwortungsvoll mit digitalen Technologien umgehen wollen.

Von Social zu Digital Corporate Responsibility

Genauso wie bei Corporate Social Responsibility geht es um eine Unternehmensethik und die Frage nach gesellschaftlicher Verantwortung. Wie schützenswert sind die Daten, die Nutzer einem anvertrauen? Und stehen die Verarbeitungsschritte im Interesse der Dateneigentümer? „Corporate Digital Responsibility“ bedeutet immer eine Gratwanderung – zwischen den Interessen der Kunden und denen der Unternehmen. Im digitalen Zeitalter ist Wertschöpfung zwar auf Daten angewiesen. Gleichzeitig kann die Wertschöpfung im Widerspruch zu den Interessen der Kunden und deren Recht auf informationelle Selbstbestimmung stehen.

Kundenbindung dank CDR

Dabei verschafft CDR auch Wettbewerbsvorteile. Der Erfolg von Plattformökonomien hängt maßgeblich von der Loyalität der Nutzer ab – fehlt das Vertrauen, etwa aufgrund undurchsichtiger AGBs oder Intransparenz bei der Verarbeitung und Speicherung von Daten –  sinkt die Nutzungsbereitschaft der Kunden. Erwecken Unternehmen dagegen durch die Nutzung datenschonender Technologien und deren Zertifizierung Vertrauen, sorgt das für Kundenbindung.

Neue CDR-Initiative des BMJV

Für „unternehmerische Digitalverantwortung“ plädierte bei ihrer Antrittsrede als Ministerin auch Katharina Barley.

„Nachdem jetzt viele Unternehmen sich die Corporate Social Responsibility auf die Fahne geschrieben haben, brauchen wir auch so etwas wie die Corporate Digital Responsibility.“

Gerade in Deutschland gäbe es laut Barley schon Unternehmen, die mit gutem Beispiel vorangegangen seien und sich selbst solche Maßstäbe auferlegt hätten. Einige davon hat die Ministerin zu einem ständigen Austausch über ihre „Best Practices“ im Bereich Codporate Digital Responsibility geladen, unter anderem Telefónica Deutschland, den Software-Riesen SAP oder den Retailer Otto Group. Der Plan der CDR-Initiative ist, „Prinzipien verantwortlichen und unternehmerischen Handelns in der digitalen Welt“ anhand konkreter Szenarien zu entwickeln. Auch Telefónica Deutschland bringt sich mit seinen Maßnahmen in die Diskussion ein:

„Corporate Digital Responsibility ist bereits wesentlicher Bestandteil der Geschäftstätigkeit von Telefónica“, erklärt Valentina Daiber, Chief Officer Legal and Corporate Affairs. „Im Rahmen des Responsible Business Plan haben wir dafür klare Ambitionen und Ziele bis 2020 formuliert und unternehmensweite Maßnahmen initiiert.“

Ab Frühjahr 2019 sollen dann auch weitere Unternehmen, zivilgesellschaftliche Organisationen oder etwa Vertreter der Wissenschaft dem Bündnis beitreten können.

Valentina Daiber, Chief Officer for Legal & Corporate Affairs von Telefónica Deutschland, und Bundesjustizministerin Katarina Barley. Foto Henrik Andree

Charta digitale Vernetzung

Zu den Unternehmen, die auch zumindest auf dem Papier mit gutem Beispiel voran gehen, gehören sicherlich auch die Unterzeichner der „Charta digitale Vernetzung“. Ihre Unterschrift setzten neben den insgesamt rund 80 Verbänden, Unternehmen und Forschungseinrichtungen zum Beispiel Bosch oder Ericsson. Die Unternehmensinitiative, die aus dem Nationalen IT-Gipfel 2014 hervorgegangen ist, setzt sich aktiv für eine verantwortungsvolle digitale Transformation ein und möchte diese entlang der gesamtgesellschaftlichen Interessen gestalten.

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