E-Government: wenig bekannt und wenig genutzt

Veröffentlicht am 31.07.2015

Die Ergebnisse der Studie eGovernment MONITOR 2015 von der Initiative D21 und ipima sind wenig erfreulich, aber deutlich: Die Nutzung von Online-Angeboten von Verwaltungen ist in Deutschland in den vergangenen zwölf Monaten um sechs Prozentpunkte gesunken. Nur 39 Prozent der von TNS Infratest befragten 1000 Personen haben im vergangenen Jahr E-Government-Angebote genutzt. Zum Vergleich: In der Schweiz waren es 69, in Österreich 73 und in Schweden sogar 75 Prozent.

Zu viele Unterschriften

Ein Grund für die Zurückhaltung bei den potentiellen Usern sind die Medienbrüche, die in deutschen Verwaltungen noch immer an der Tagesordnung sind. So kann man viele Dokumente zwar in den Internetrepräsentanzen der Behörden finden und ausfüllen, häufig müssen sie aber trotzdem ausgedruckt und wieder eingescannt oder auf einem anderen Wege eingereicht werden, weil eine persönliche Unterschrift für den Antrag vorgeschrieben ist. In diesem Punkt setzen Bund und Länder jetzt an. Das Land Berlin überprüft derzeit seine Formulare und Verwaltungsvorgänge mit dem Ziel, die Notwendigkeit von Unterschriften auf ein Minimum zu reduzieren, wie Berlins IT-Staatssekretär Andreas Statzkowski (CDU) im Rahmen der Studien-Präsentation ankündigte. Das Bundesinnenministerium (BMI) hat eine ähnliche Maßnahme auf Bundesebene gestartet und bereitet parallel einen Gesetzentwurf zur Reduzierung von Unterschriftenvorgaben in der öffentlichen Verwaltung vor, berichtete BMI-Staatssekretärin Cornelia Rogall-Grothe.
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„Wir haben sehr viele Angebote, schaffen es aber nicht, sie zu vermitteln“, benannte die IT-Beauftragte der Bundesregierung den zweiten Grund für die mangelnde Nutzung der E-Government-Möglichkeiten. 71 Prozent der Befragten gaben an, dass die fehlende Bekanntheit die Hauptbarriere für die Nutzung von E-Government-Angeboten ist. Die Ergebnisse der Studie ließen zudem darauf schließen, dass einige der genutzten Angebote der Verwaltung nicht als E-Government-Produkte wahrgenommen würden, erklärte Prof. Helmut Krcmar vom Institute for Public Information Management (ipima).

Beliebte E-Government-Angebote

Ein paar beliebte E-Government-Angebote hat die Studie dann aber doch zu Tage gebracht. Am meisten frequentiert werden in Deutschland die Fahrplanauskunft für den öffentlichen Nahverkehr sowie die Informationsseiten zu Öffnungszeiten und Kontaktmöglichkeiten. Wenn es um die Ausweitung des Angebots geht, plädiert Cornelia Rogall-Grothe daher dafür, von den „naheliegenden Dingen des Lebens“ auszugehen. Laut Studie wünschen sich 25 Prozent der Befragten, dass sie künftig Notrufe per App auf ihrem Handy absetzen können, bei denen ihr Standort automatisch übermittelt wird. 19 Prozent der Deutschen fänden es gut, ein mobiles Parkticket per SMS oder App lösen zu können. Elf Prozent würden gern Straßenlaternen auf dem Heimweg per Mobilanruf anschalten können. Für 18 Prozent wären mobile Informationen über den Standort der nächsten öffentlichen Toilette hilfreich.

Um neue E-Government-Angebote zu entwickeln, plädiert die SPD-Bundestagsabgeordnete Christina Kampmann für unkonventionelle Wege. Man müsse Start-ups nicht nur mit der Industrie zusammenbringen, wie es in der Digitalen Agenda der Bundesregierung vorgesehen sei, sondern auch mit Verwaltungen, schlug die Berichterstatterin für E-Government vor. Prof. Krcmar rät Kommunen eindringlich dazu, bei der Bereitstellung von Online-Plattformen auf bereits vorhandene Systeme zurückzugreifen. „Wenn jeder das Rad jedes Mal neu erfindet, dauert die Einführung fünf Jahre“, warnte der Scientific Director des ipima.

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