#ForTheWeb: Web-Gründer Tim Berners-Lee will das Internet retten

Veröffentlicht am 19.11.2018
Foto: CC BY-SA 4.0 Credit: licensed picture by Robert Smith via wikimedia commons. Ausschnitt bearbeitet.

Der Internet Erfinder Tim Berners-Lee ruft Firmen, Regierungen und Einzelpersonen dazu auf, seinen „Vertrag für ein besseres Web“ zu unterstützen. Neben Internetkonzernen wie Google und Facebook reiht sich auch bereits die französische Regierung unter die ersten Supporter. Digitalstaatsministerin Dorothee Bär teilte mit, dass sie den Pakt unterzeichnen will – in ihrem Amt als Digitalstaatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung. Für eine Unterzeichnung durch die Bundesregierung als Ganzes wollte sie sich persönlich einsetzen. Offenbar mit Erfolg: Seit der Kabinettssitzung in Potsdam steht fest, dass die Bundesregierung dem Gesellschaftsvertrag beitreten wird.

Internetrettung durch den „Vertrag für das Web“

Am 6. August 1991 lädt Berners-Lee die Netzöffentlichkeit ein, den ersten öffentlich zugänglichen Webserver zu besuchen. Damit beginnt die Geschichte des World Wide Webs. Fast dreißig Jahre später sieht der Erfinder das Internet bedroht.

„Das offene und freie Web ist in Gefahr, höchste Zeit für eine Rettungsmission“,

sagte er bei seiner Projektvorstellung auf dem Web Summit in Lissabon. Aus seiner Idee, das Internet wieder zu einem offenen und freien Raum zu verwandeln, ist das Projekt „#ForTheWeb“ entstanden. Ziel ist es, in einem kollaborativen Prozess zwischen Regierung, Unternehmen und Nutzer einen globalen Gesellschaftsvertrag für den digitalen Raum zu entwickeln. Bis Mai 2019 soll das Regelwerk stehen – eine Art Magna Charta für das WWW, wie Berners-Lee sie in der Vergangenheit schon oft gefordert hat.

Onlinezugang für Alle

Die ersten Richtlinien des „Vertrags“ sind bereits nachzulesen. So heißt es im aktuellen Positionspapier der World Wide Web Foundation, die Regierung müsse jedem Bürger den Zugang zum Internet gewährleisten ebenso den Datenschutz offiziell und rechtlich anerkennen. Auch Unternehmen müssten sich datenschutzrechtlich verpflichten und den Nutzern bezahlbaren Internetzugang zur Verfügung stellen. Die Pflicht der Web-Nutzer läge darin, Online-Diskurse in einem respektvollen Umgang zu führen und die Menschenwürde der anderen zu achten. Außerdem soll es ihre Pflicht sein, für ein offenes Web einzutreten. Kontrolle, Überwachung und Machtkonzentration sind laut Berners-Lee keine Basis für ein freies und demokratisches Internet.

Software als Hilfsmittel

Unklar bleibt weiterhin, wie die Umsetzung des Richtlinien-Katalogs aussehen soll. Zumal die bisherigen Unterstützer sich nicht gerade mit dem Titel der Datensouveränität schmücken können. Auch Berners-Lee ist sich nicht sicher, inwieweit die Initiative zum Umdenken bewegt. Dennoch gehört er schon jetzt zu den Wenigen die sich mit einem Gegenentwurf zur aktuellen Machtmonopolisierung im Netz beschäftigen. Berners-Lee arbeitet indes nicht nur an einem programmatischen Gegenentwurf, sondern tüftelt seit Jahren an einem Open-Source-Projekt namens Solid, welches die Basis eines Datengeschützen Raums im World Wide Web werden soll.

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