Gastbeitrag von Jutta Croll, Geschäftsführerin der Stiftung Digitale Chancen: DA – fighting for the good

Veröffentlicht am 22.06.2011

Wie bereits berichtet fand am 16. und 17. Juni 2011 in Brüssel die Konferenz Digital Agenda Assembly statt. Unter den Teilnehmer war auch Jutta Croll, Geschäftsführerin der Stiftung Digitale Chancen, die seit September 2010 Partner der E-Plus Gruppe ist. Im Zentrum der Zusammenarbeit steht das Thema Digitale Integration: Für alle Menschen soll Zugang zu digitalen Medien zu geschaffen werden.

In folgendem Gastbeitrag fasst Jutta Croll die Konferenz aus der Sicht der Stiftung zusammen:

Den Fans von Harry Potter ist DA als Dumbledore’s Army oder Defense against the Dark Arts bekannt. Diesen Kampf für das Gute hat die DA – Digital Agenda Assembly, die am 16. und 17. Juni 2011 mit 1.600 Teilnehmenden in Brüssel tagte, mit der Studentenvereinigung der Zauberschule in Hogwarts gemeinsam. Das Ziel „Every European Digital“ kann nur durch gemeinsame Initiativen erreicht werden – dass diese mit Anstrengungen, aber auch mit Spaß und Erfolgen verbunden sind, stellten die beiden Tage der Digital Agenda Assembly unter Beweis.

24 Workshops behandelten Themen von Open Data über Interoperabilität bis Green ICT und Breitbandinfrastruktur. Für die Stiftung besonders interessant waren die Workshops zur eAccessibility, Digital Literacy und e-Inclusion sowie Kinder- und Jugendschutz im Internet.

Der Zugang von Menschen mit Behinderungen zur Digitalen Gesellschaft bleibt nach wie vor eine Aufgabe für alle Stakeholder. Entscheidende Botschaft des Workshops war, dass in immer stärkerem Maße die Community der Nutzerinnen und Nutzer selbst daran arbeitet, eine barrierefreie Informationsgesellschaft zu verwirklichen. Projekte wie ‚Fix the Web‘ und ‚OpenWheelMap‘ nutzen die Möglichkeiten des Social Web, um auf Barrieren im Web aufmerksam oder die barrierefreie Zugänglichkeit von realen Orten bekannt zu machen.

Digitale Integration und die Förderung der Medienkompetenz blieben als Themen nicht auf den entsprechenden Workshop beschränkt, sondern wurden auch in anderen Sessions und im Plenum behandelt. Hier ist die wesentliche Erkenntnis, dass das Social Web die Nutzerinnen und Nutzer vor neue Herausforderungen stellt, aber auch den Einstieg für bisherige Offliner erleichtert. Das Soziale Netz ist attraktiver geworden und Organisationen, die sich in ganz Europa der Aufgabe der Digitalen Integration widmen, können diese Attraktivität nutzen, um mehr Menschen für das Internet zu begeistern. Dabei stehen die Chancen der Nutzung im Vordergrund, aber die Risiken sind nicht aus den Augen zu verlieren.

Ein neuer Ansatz gemeinschaftlicher Verantwortung für die Onlinesicherheit von Kindern und Jugendlichen wurde im Workshop ‚Every European Child Safe Online‘ diskutiert. Unternehmen der Internetbranche – von Internet Service Providern über Mobilfunkanbieter bis zu den Betreibern von Social Networking Plattformen – haben einen Entwurf gemeinsamer Prinzipien vorgelegt, der von den Workshopteilnehmenden bearbeitet wurde. Konsens besteht hinsichtlich der Notwendigkeit von pädagogischen Maßnahmen und technischer Unterstützung für die jugendlichen Nutzerinnen und Nutzer, aber auch für die Erziehungsverantwortlichen bei der Kontrolle der Onlineaktivitäten von Kindern und Jugendlichen. Wie weit dabei die Privatsphäre der Kinder reicht und wie sie gewahrt werden kann, bzw. wo die Privatsphäre möglicherweise mit der elterlichen Aufsichtspflicht in Konflikt gerät, wurde weniger übereinstimmend beantwortet. Ebenso blieb offen, ob die Anbieter Sozialer Netzwerke tolerieren sollten, dass ihre Plattformen von Kindern unter der gesetzten Altersgrenze genutzt werden, da dies vielfach mit Wissen und Akzeptanz der Eltern geschieht. Alternativ könnten die Plattformen die Altersgrenzen herabsetzen und für Kinder jüngeren Alters besondere Sicherheitseinstellungen etablieren. Derzeit unterlaufen oft gerade jüngere Kinder diese Sicherheitsvorgaben, da sie sich mit einem höheren Alter anmelden und somit die Plattformen mit den für Erwachsene vorgesehenen Einstellungen nutzen.  Kritisch wurde von den Teilnehmenden auch hinterfragt, inwieweit sich die an dem Prinzipienkatalog beteiligten Unternehmen damit nur zu etwas verpflichten, was ohnehin bereits bei den meisten Standard ist, und in welcher Weise die Effektivität der Vereinbarungen für die verbesserte Onlinesicherheit von Kindern überprüft werden kann.

An beiden Tagen kam die Digital Agenda Assembly nachmittags zum Plenum zusammen. Ergebnisse aus den Workshops wurden resümiert und etliche Preisträger für ihre Entwicklungen ausgezeichnet – von innovativen Anwendungen des Social Web, die ein besonders hohes Marktpotenzial aufweisen bis zu Webseiten, die besonders qualitätsvolle Inhalte für Kinder anbieten.

In Erinnerung bleiben die im Abschlusspanel geäußerten Erwartungen für die digitale Zukunft:

  • Soziale Netzwerke befördern die Digitale Integration in immer stärkerem Maße
  • Diversität hinsichtlich Alter, Geschlecht und Herkunft stellt eine Herausforderung dar, aber sie bildet auch die Basis für Innovation
  • Komfort geht den Nutzern über Privatsphäre und Datenschutz
  • Mobile Nutzung und Tablet PCs sind die Treiber der Digitalen Gesellschaft

Bei der nächsten Digital Agenda Assembly wird sich zeigen, welche dieser Visionen der Realität standgehalten haben oder gar von ihr überholt worden sind.

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