Inspektor Roboter auf gefährlicher Mission

Veröffentlicht am 25.04.2016

Ein herrenloses Gepäckstück am Flughafen oder Bahnhof, eine vergessene Handtasche an einem öffentlichen Platz – all das kann im Ernstfall einen Bombenalarm auslösen. Für Albtraummomente wie diese hat die Polizei Spezialeinheiten und Bombenentschärfer, die zwar im Normalfall die Harmlosigkeit des verdächtigen Gegenstands bestätigen, sich dabei aber trotzdem zunächst in akute Lebensgefahr begeben. In solchen Gefahrensituationen sollen nun vermehrt Roboter eingesetzt werden, um das Risiko für die menschlichen Kollegen zu minimieren. Das Forschungsministerium fördert bereits jetzt viele Projekte im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“, doch Roboter könnten noch in viel mehr Bereichen die öffentliche Sicherheit verbessern. Auf der Hannover Messe stellt das Ministerium deshalb nun ein weiteres Forschungsprogramm speziell für den Robotereinsatz in Gefahrenbereichen vor. „Wir brauchen Roboter, die buchstäblich durchs Feuer gehen können. “ sagt Bundesministerin Prof. Dr. Johanna Wanka. Dabei ist der Aufruf, auf den sich Verbunde aus Forschungsinstituten, Einsatzkräften und Industriepartnern bewerben können, bewusst offen formuliert – damit möglichst viele neue Ansätze und Ideen eine Chance haben.

Neuer Kollege für Entschärfungskommandos

Der USBV-Inspektor erinnert ein bisschen an Disney’s Wall.E, nur ohne die niedlichen Glubschaugen. Im Gegensatz zur Kinderfilm-Animation ist der kleine Bombenentschärfungsroboter aber real und einsatzbereit. Aktuell noch ein Demonstrator, soll er schon bald den Einsatzkräften der Polizei bei der Entschärfung von Kofferbomben zur Seite stehen. Auf geländetauglichen Gummiketten kann der ferngelenkte Roboter-Inspektor die potenzielle USBV – das steht für „unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung“ – ansteuern und aus der Nähe begutachten. Sein multimodales Sensorsystem durchleuchtet das Gepäckinnere per Millimeterwellenscan, während die 3D-Umgebungserfassung und die hochauflösende Digitalkamera schon mal Beweise für ein mögliches Gerichtsverfahren sichern. Parallel werden die Daten verknüpft, visualisiert und für eine juristische Auswertung vorbereitet. Bei konventionellen Bombenentschärfungen gehen selbst bei kontrollierten Sprengungen häufig belastbare Beweise verloren, die zu Identifikation und Anklage der Täter hätten führen können – aus Sicht der Kriminalbeamten ein vermeidbares Ärgernis. Die fortschrittliche Beweissicherung ist neben dem verminderten Risiko für die menschlichen Einsatzkräfte das entscheidende Plus des High-Tech Bombeninspektors. Entwickelt wird der USBV-Inspektor von einem Verbund aus dem Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik (FHR), der Uni Hannover und dem Landeskriminalamt NRW mit Industriepartnern. Bis 2017 läuft das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt noch, sodass der USBV-Inspektor wohl 2019/2020 auf den Markt kommen kann.

Aufklärung, wo es für Menschen zu gefährlich ist

Roboter sollen vermehrt auch in sogenannten “menschenfeindlichen Umgebungen” zum Einsatz kommen, dort wo Straßen- und Telekommunikationsinfrastruktur zerstört oder große Gebiete radioaktiv verstrahlt sind. Die „UAV-Assisted Ad Hoc Networks for Crisis Management and Hostile Environment Sensing“ – kurz “ANCHORS” – sind unbemannte Systeme, die zum Beispiel bei Natur- oder Industriekatastrophen in Aktion treten können. Das deutsch-französische Verbundprojekt unter Leitung der Feuerwehr Dortmund plant beispielsweise für das Worst-Case-Szenario Atomunfall. Aus einer sicheren Entfernung können Rettungsteams in Zukunft komplexe Roboterplattformen in das Gefahrengebiet schicken. Mithilfe von Aufklärungsdrohnen und Bodenrobotern, die von dieser zentralen Plattform entsandt und gesteuert werden, kann der Gefahrenherd analysiert werden.

 

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