Intelligenter Draht zwischen Stromanbietern und Nutzern

Veröffentlicht am 11.08.2015

Die Energieversorger sehen sich selbst als digitale Nachzügler. Und als Nachzügler hat man natürlich viel aufzuholen – vor allem im Kontakt mit den Kunden. Während die Energieversorger früher nur einmal im Jahr – beim Ablesen des Stromzählers – mit ihren Kunden zu tun hatten, soll es im Zeitalter der Smart Grids und der noch smarteren Homes nicht nur einen direkten, sondern auch einen intelligenten Draht zwischen den Stromanbietern und den Nutzern geben. Hinzu kommen die vielen Kommunikationskanäle, die für andere Unternehmen beispielsweise aus der Mobilfunk- oder der Konsumgüterbranche bereits selbstverständlich sind.

Kundenorientierung im Schnellkurs

Damit die technischen Voraussetzungen geschaffen werden, um die Energieunternehmen näher an ihre Kunden heranzurücken, arbeitet die Bundesregierung derzeit am Verordnungspaket „Intelligente Netze“. Damit wird unter anderem festlegt, wer überhaupt einen Smart Meter bekommt und wie intelligent dieses Lesegerät sein soll. Aber das ist nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite steht die Frage: Wie bekomme ich Kundenorientierung in Unternehmen, denen bisher nur der Zählerstand ihrer Kunden vertraut war. RWE sagt von sich „Wir sind da, wo unsere Kunden sind“ und geht mit einem internen Thinktank und einer extrovertierten Kundenkommunikation über alle Social-Media-Kanäle in die Offensive.

Schaufenster intelligente Energie

Wie es zukünftig aussehen könnte, wenn die Energiebranche „intelligent“ wird, das will die Bundesregierung demnächst in einem groß angelegten „Schaufenster“ testen. Was sich als Modell bereits bei der Elektromobilität bewährt hat, soll auch bei der besseren Vernetzung von Energieerzeugern und -nutzern helfen. 80 Millionen Euro werden für das „Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende“ (SINTEG) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) zur Verfügung gestellt. Am Ende soll eine „Blaupause“ für eine Zukunft entstehen, in der Erneuerbare Energien den Großteil des Stroms erzeugen.

EWE, SAP und Siemens

Für das BMWi-Projekt haben sich insgesamt sieben große Konsortien unter Beteiligung von rund 200 Unternehmen beworben. Im Herbst soll es in mindestens zwei Modellregionen losgehen. In diesen Unternehmensnetzwerken treffen kleine IT-Start-ups wie the peak lab auf Branchenriesen wie SAP und Siemens. Unter dem Namen „enera“ haben sich beispielsweise mehr als 70 Partner zusammengefunden, um gemeinsam daran zu tüfteln, wie man mit den Möglichkeiten der Digitalisierung für Stabilität und ein verbessertes Zusammenspiel von Erzeugung, Verbrauch, Speichern und Netzen sorgt. Die Zusammenarbeit erfolgt aber nicht nur branchenübergreifend, auch Ländergrenzen werden überwunden, wenn sich Bundesländer wie Hamburg und Schleswig-Holstein als NEW 4.0 zusammentun.

Die oft sehr ungleichen Partner im enera-Netzwerk haben sich unter der Führung von EWE zusammengetan, um im Nordwesten Deutschlands die Energiewende 2030 auszuprobieren. EWE bringt dafür nicht nur die Erfahrung aus der Energie- sondern auch aus der Telekommunikationsbranche mit. 40.000 intelligente Messsysteme sollen zwischen Aurich und Emden dafür sorgen, dass man Energie nutzt, wenn sie da ist. Das klappt aber nur, wenn die Verbraucher wissen, wann die Energie verfügbar und besonders günstig ist. Um die dafür notwendigen Informationen zusammenzubringen, werden auch im Energiebereich Informationsplattformen entstehen. Und so werden auch hier Daten immer mehr zum Geschäftsmodell.

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