Jahresüberblick 2016: Ein Jahr auf UdL Digital

UdL Digital Talk im Telefónica Basecamp.; Foto: Henrik Andree
Veröffentlicht am 30.12.2016

Das Jahr geht zu Ende und bringt damit wieder eine Zeit des Reflektierens: Was waren wichtige Themen der Digitalisierung von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik im Jahr 2016? Und welche „guten Vorsätze“ sind für das neue Jahr noch offen? Wir werfen einen Blick zurück auf ein vernetztes Jahr mit UdL Digital: von freiem W-LAN und autonomen Fahren über Smart Data und Energiewende, technischer Innovation bis hin zur Zukunft der Arbeit.

Digitale Bildung – „Highspeed war’s nicht“

Digitale Bildung ist 2016 in der Politik angekommen. Bildungsministerin Johanna Wanka präsentierte im Oktober ein Investitionsprogramm von  5 Milliarden Euro mit dem unter anderem Ausbau und Anschaffung von IT- Infrastruktur und Geräten an deutschen Schulen finanziert werden soll. Auf dem 10. Nationalen IT-Gipfel und auch auf UdL Digital war das Thema ein Schwerpunkt: „Highspeed war‘s nicht, aber der Bund will mit dem IT- Gipfel wohl jetzt das Signal aussenden, nicht noch mehr Zeit zu verlieren“, sagte Ulrich Commercon im ersten Beitrag der Interviewreihe zur digitalen Bildung. Der  Minister für Bildung und Kultur im Saarland meint hierfür müssen schnell „notwendige gesetzliche Voraussetzungen geschaffen werden“. Ein Vorsatz für 2017: Abschaffung des Kooperationsverbots? Ebenso erinnert SPD-Politiker Ernst Dieter Rossmann im Interview daran, dass die versprochenen Milliarden noch gar nicht im Haushalt hinterlegt sind. Abgesehen von Ressourcen bedarf es für die Umsetzung auch eines Kulturwandels in Deutschland, meint Prof Christoph Igel, denn an Technik und Möglichkeiten mangele es nicht.

Nicht nur die Bedienung, sondern auch die kritische Reflexion der neuen Medien soll in der Schule gelehrt werden, findet Prof Hans Christoph Hobohm und erklärt: „Die Bewertung des Wahrheitsgehalts und der notwendigen Menge an Informationen ist in der digitalen Welt der Informationsflut ganz besonders schwierig geworden“. Die Einschätzung des Bibliothekswissenschaftlers von der Fachhochschule Potsdam ist in diesen Zeiten besonders relevant, in denen immer wieder von Manipulation der Öffentlichkeit durch das Netz die Rede ist – sei es durch Social Bots oder Fake News. Deshalb ist Medienkompetenz und Teilhabe an der zunehmend digitalisierten Gesellschaft nicht nur für die heranwachsende Generation von Bedeutung, sondern bewegt auch ältere Menschen. Telefónica engagiert sich seit 2012 mit dem „Projekt Tablet PCs für Senioren“ und Schulungsangeboten. Im Oktober diskutierten prominente Gäste im Telefónica BASECAMP unter dem Titel „Warum das Internet kein Exklusivklub für die junge Generation bleiben darf“ über digitale Mobilität im Alter.

Arbeit 4.0 – „Antworten auf den digitalen Wandel“

Neben digitaler Bildung und Medienkompetenz, spielt die Weiterbildung von Arbeitnehmern heute eine große Rolle. Der Arbeitsmarkt ändert sich durch die Digitalisierung schnell. „In erster Linie Geringqualifizierte und Ältere, die vor dem Hintergrund strukturellen Wandels in der Arbeitswelt vor größeren Herausforderungen stehen“, müssen die Möglichkeiten der Weiterbildung bekommen, sagt CDU- Politiker Sven Volmering im Interview mit UdL Digital.

Neben der Gewichtung und Erweiterung von Möglichkeiten der Weiterbildung, gab Arbeitsministerin Andrea Nahles im Rahmen des Dialogprozess „Arbeiten 4.0“ bereits im März einige Vorschläge wie die Politik auf die Veränderungen am Arbeitsmarkt reagieren kann und plädierte unter anderem für mehr Flexibilität am Arbeitsplatz. Als Ergebnis des Dialogs von Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, wie mit dem Branchenverband BITKOM oder dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), präsentierte das Bundesarbeitsministerium schließlich Ende November mit dem Weißbuch Arbeiten 4.0 Antworten zum digitalen Wandel.  Individueller, flexibler, selbstbestimmter soll Arbeiten 4.0 werden und wer in neuen Formen wie Crowdworking arbeitet, aber auch Selbstständige, sollen besser geschützt werden. Sicherlich gute Vorsätze für 2017.

Arbeiten 4.0 - UdL digital Talk mit Bundesarbeitsministerin Nahles
Andrea Nahles beim UdL Digital Talk zu Arbeiten 4.0 im Sommer 2015.; Foto: Henrik Andree

Daten, Regulierung und Start-Ups

„Daten. Macht. Ethik. Welche Regeln gelten?“- unter dieser Überschrift stand der UdL Digital Talk mit Grünen Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt und Wissenschaftler Christoph Igel. Scheinbar unsichtbar und unglaublich mächtig sind sie: Daten. UdL hat sich angesehen, welchen Wert Daten im Wahlkampf in den USA hatten, wie viel Geld persönliche Daten wert sind und was mit Big Data möglich ist – und ist dem „geschädigten Ruf der Datennutzung“ entgegengetreten.

UdL Digital Talk - Cherno Jobatey mit Jens Spahn und Dr. Shermin Voshmgir
Gesellschaft ohne Geld? UdL Digital Talk mit Jens Spahn und Shermin Voshmgir, moderiert von Cherno Jobatey, Foto Henrik Andree

Für weniger Regulierung setzten sich beim UdL Digital Talk im Mai Günther Oettinger, EU-Kommissar für die Digitale Wirtschaft und Gesellschaft und Georg Polzer, CEO von Teralytics AG ein. Die europäische Regulierung müsse den Wettbewerb fördern, den Unternehmen dabei aber auch die Möglichkeit lassen, Gewinne zu erwirtschaften, damit sie in die Infrastruktur der Zukunft investieren können, sagt Oettinger. Im September machte der Präsident der EU-Kommission Jean-Claude Juncker Vorschläge für die europäische Digitalisierung.

EU-Kommissar Günther Oettinger beim UdL Digital Talk im Mai 2016.; Foto: Henrik Andree

Um die Start-Up City Berlin und wie die Politik Start-Ups unterstützen kann ging es im UdL Talk mit Berlins Bürgermeister Michael Müller und Ijad Madisch, dem Gründer des Wissenschaftsnetzwerks Research Gate. Was Start-Ups zum Durchstarten brauchen, hat sich UdL Digital angeschaut. In Berlin schreitet zumindest das öffentliche W-LAN voran. Über die Digitalisierung der Kultur, der Musikbranche und des Urheberrecht redeten Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Sänger Smudo zum Auftakt des Jahres im Januar beim UdL Talk.

UdL Digital Talk im Telefonica BASECAMP Berlin
Cherno Jobatey mit Monika Grütters und Smudo – Wieviel Digitalisierung verträgt die Kultur?.; Foto: Henrik Andree

Digitale Hausaufgaben in 2017

In Deutschland verfolgt UdL Digital die Digitale Agenda 2014-2017, welche die Bundesregierung im August 2014 verabschiedete. Immer wieder hat UdL Digital Politiker und Stakeholder eingeladen, im Interview von ihren Erwartungen an das „digitale Hausaufgabenheft“ der Regierung zu berichten und auch ihre Kritik daran zu verraten – wie Staatssekretär im BMWi Matthias Maching im März. Im Bereich flächendeckende digitale Infrastruktur in Deutschland, Datenschutz und –sicherheit gibt es jedenfalls noch einige gute Vorsätze der Bundesregierung, die für 2017 noch auf der To-do-Liste stehen.

Die Bundesregierung hat jetzt noch bis zum Sommer Zeit ihre guten Vorsätze umzusetzen. Einige Gesetzesentwürfe sind schon auf dem Weg, andere Gesetze werden gerade von Politikern aus beiden Regierungsparteien gefordert. UdL Digital wird auch 2017 mit dabei sein, was die digitale Gesellschaft, Wirtschaft und Politik bewegt. Nicht zuletzt werden wir mit wachem Auge das europäische Superwahljahr in NRW, Frankreich, den Niederlandren und den Bundestagswahlen begleiten. Denn unser traditionelles Interesse an den Auswirkungen der Digitalisierung auf die politische Willensbildung scheint uns gerade nach diesem Jahr 2016 weiterhin aktuell. Wir bleiben auf UdL Digital dran und sind gespannt auf den Austausch mit Euch!

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