Kostenloser Download: Peter Tauber veröffentlicht Social Media-Leitfaden

Peter Tauber, Foto: Tobias Koch
Veröffentlicht am 08.04.2013

Es ist Novum: Erstmals veröffentlicht ein Bundestagsabgeordneter einen Leitfaden für Social Media-Kommunikation. Dr. Peter Tauber, seit 2009 Mitglied des Bundestages, zieht darin nicht nur eine persönliche Bilanz, sondern beschreibt auch, welche Maßnahmen in welchem Umfang Erfolg herbeigeführt haben – und welche nicht. Gleichzeitig liefert Tauber in seinem Leitfaden Erfahrungswerte und Anleitungen für andere politische Akteure.

Dialog macht Spaß

UdL Digital: Du beschäftigst Dich schon länger mit dem Thema Social Media. Wie hast Du einst begonnen? Mit einem vergleichbaren Leitfaden?

Dr. Peter Tauber: Ich habe mich so richtig intensiv damit erst im Jahr 2009 im Zuge der Vorbereitung des Bundestagswahlkampfes beschäftigt. Gemeinsam mit meinem Team haben wir überlegt, ob das nicht eine Chance ist, als Kandidat im Wettbewerb mit einem etablierten Abgeordneten einen echten Austausch mit Wählerinnen und Wählern zu ermöglichen. Ich habe mich dann entschieden, das selbst zu machen und habe schnell festgestellt, dass mir dieser Dialog Spaß macht. Allerdings war ich Autodidakt. Einen entsprechenden Leitfaden gab es nicht oder ich kannte ihn zumindest nicht.

Peter Tauber
Peter Tauber, Foto: Tobias Koch

Social Media ist alternativlos

UdL Digital: In Deutschland stößt man immer wieder auf den Begriff „Herrschaftswissen“. Wie kommt es, dass Du Dein Wissen teilst? Und das auch noch kostenlos?

Dr. Peter Tauber: Ich glaube, dass Social Media eine große Chance für die politische Kommunikation ist. Aber damit geht auch eine große Verantwortung einher. Es ist für die Kandidaten oder Abgeordneten eine zusätzliche Herausforderung. Es kostet zusätzlich Zeit, aber es ist aus meiner Sicht wirklich alternativlos. Was kann besser sein, als direkt ohne Filter wie Journalisten oder andere Medien direkt mit Menschen zu kommunizieren? Ich würde mir einerseits wünschen, dass Volksvertreter diese Möglichkeiten für sich nutzen. Und natürlich würde ich mir wünschen, dass Bürgerinnen und Bürger mit ihren gewählten Vertretern kommunizieren – und ihnen dabei auch mit einem gewissen Vertrauen begegnen und ihnen die Chance geben, ihre politische Arbeit zu erklären. Dabei kann man und muss man kritisch bleiben, keine Frage. Aber es ist eine gute Sache, um Klischees zu hinterfragen. Und es schließlich die Aufgabe von allen Abgeordneten, die Akzeptanz unserer politischen Ordnung zu erhöhen und dass kann nur gelingen, wenn man das Handeln der Abgeordneten transparent macht. Und der persönliche Austausch muss möglich sein. Darum freue ich mich über alle Abgeordneten, die twittern.

Social Media ist Kommunikation zwischen Menschen

UdL Digital: Was kann Dein Leitfaden leisten?

Dr. Peter Tauber: Gute Frage. Ich hoffe, dass er den Anstoß gibt, sich mit Social Media als Dialoginstrument auseinanderzusetzen und es nicht allein als zusätzlichen Kanal zu verstehen, um einfach nur Informationen rauszuhauen. Ich will deutlich machen, dass es um den direkten Dialog geht, der Vertrauen voraussetzt und es ebenso notwendig macht, dass man etwas von sich als Person erzählt. Social Media ist die Kommunikation zwischen Menschen und nicht zwischen Bürgern und Parteistrukturen. Ich glaube, dass ist langweilig und macht keinen Spaß. Ein gutes Beispiel ist der Versuch von Hannelore Kraft oder Peer Steinbrück zu twittern. Das kauft denen doch keiner ab. Der Regierungssprecher hingegen kommt authentisch rüber – dementsprechend Resonanz und Reichweite findet er.

Parlamentarische Arbeit leidet nicht unter Social Media

UdL Digital: Wie notwendig ist ein solcher Leitfaden bzw. Wie verbreitet ist die Social Media-Nutzung unter Politikern?

Dr. Peter Tauber: Ob er notwendig ist, mag ich nicht beurteilen. Für mich und mein Team war es eine gute Erfahrung, einfach mal aufzuschreiben, was wir in den letzten Monaten und Jahren erlebt haben. Ich habe mich nach der Wahl 2009 dafür entschieden, permanent zu kommunizieren und diese neuen Kanäle von Twitter bis Facebook permanent zu nutzen. Ich glaube, dass meine parlamentarische Arbeit darunter nicht gelitten hat, sondern das Gegenteil der Fall ist.

Social Media schafft ungeahnte Möglichkeiten

UdL Digital: Wozu ist Social Media in der politischen Kommunikation imstande?

Dr. Peter Tauber: Social Media schafft bisher ungeahnte Möglichkeiten. Wann hat es das denn gegeben, dass man theoretisch als Bürger einen Abgeordneten unmittelbar und zeitnah erreichen kann. Wann hat es das denn gegeben, dass ein Abgeordneter die Möglichkeit hat, nicht nur sein Handeln direkt zu erklären, sondern zu hören, was die Bürgerinnen und Bürger davon halten – ungeschminkt und nicht in redigierten Leserbriefen? Da sieht man doch das große Potential von Social Media auf einen Blick. Daraus erwachsen Chancen, die jeder für sich individuell nutzen kann.

UdL Digital: Was kann Social Media nicht leisten?

Dr. Peter Tauber: Social Media ist keine institutionalisierte Form, um politische Prozesse zu organisieren. Zumindest fehlen dafür derzeit die entsprechenden Tools. Vielleicht ist das der nächste Schritt. Das wäre sogar ein tolles Ziel. Darum sollte man nicht glauben, dass man ganz konkret über Social Media politische Entscheidungen herbeiführen kann. Es ist ein Dialoginstrument, aber eben eins, dass es bis vor kurzem noch nicht gab.

UdL Digital: Wird Social Media die Bundestagswahl entscheiden?

Dr. Peter Tauber: Vielleicht nicht die Wahl, aber in knappen Wahlkreisen wird es spannend, sich die Ergebnisse anzuschauen und zu fragen, welcher Kandidat wie die sozialen Netzwerke genutzt hat und ob sich das im Ergebnis abbilden lässt. Ein spannendes Forschungsfeld für Politikwissenschaftler.

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