Künstliche Intelligenz für Senioren: Eine Frage der Ethik und des Lernangebots

KI und ihr Nutzen für ältere Menschen | Foto: Henrik Andree
KI und ihr Nutzen für ältere Menschen | Foto: Henrik Andree
Veröffentlicht am 11.04.2019

Schon seit Jahren legt Telefónica Deutschland besonderen Wert darauf, Senioren an den Vorteilen der Digitalisierung teilhaben zu lassen. Angefangen hat es mit Schulungen für Smartphones und Tablets. Das Engagementprogramm „Digital Mobil im Alter“, gemeinsam mit der Stiftung Digitale Chancen, geht mit der Zeit und nimmt sich auch Themen wie Künstlicher Intelligenz an. Gestern trafen sich rund 30 Experten und Interessierte, um im Rahmen einer Dialogveranstaltung die Anwendungen von KI im Alter zu diskutieren und mitzugestalten.

KI und ihr Nutzen für ältere Menschen | Foto: Henrik Andree

Aljoscha Burchardt, Senior Researcher vom Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) gab einen Überblick über den Forschungsstand (hier seine Präsentation). Er erklärte den Teilnehmern den Unterschied zwischen künstlicher Intelligenz, die einem festen Regelwerk folgt und einer solchen, die selber Kreativität entwickeln kann. So zeigte er beispielsweise, wie sich mittels einer regelgebundenen KI eine Badewanne mit wohlig warmem Wasser füllen lässt. Selbstlernende KI kann darüber hinaus selbst neue Regeln für sich festlegen. Burchardt warf die rhetorische die Frage auf, wieso es bei der Einführung der Elektrizität nicht auch schon besondere Angebote für ältere Menschen gegeben hat. Danach diskutierte er mit seiner Gruppe über nützliche KI-Anwendungen für ältere Menschen.

Bedarf für Aufklärung bleibt

KI und ihr Nutzen für ältere Menschen | Foto: Henrik Andree

In den drei parallel stattfindenden Diskussionsgruppen ging es darum, Wissen auszutauschen, neue Ideen zu entwickeln und Handlungsmöglichkeiten zu finden. Eine der Wünsche war es, dass es Ansprechpartner geben solle, die sich den Fragen von älteren Menschen gezielt annehmen. In der Gruppe wurde aber auch die Darstellung im Film „Hi, A.I.“ kurz analysiert; der Dokumentarfilm behandelt das Zusammenleben von Menschen mit humanoiden Robotern. Auch daraus ergaben sich Ansätze für den Umgang mit der Digitalisierung. Allen Besuchern gemeinsam war die Wahlfreiheit wichtig.

„Ob bestimmte Leistungen in der Pflege lieber von einem Menschen erbracht werden oder von einem Roboter, das muss jeder für sich persönlich entscheiden“,

sagte die Linken-Politikerin Anke Domscheit-Berg in der Runde und erntete unisono Zustimmung.

„Technik mitgestalten: Prinzipien zur Ethik der künstlichen Intelligenz“ war das Thema des Vortags von Nanne Diehl-von Hahn, Director Public Affairs bei Telefónica Deutschland (hier ihre Präsentation):

„Unser Unternehmen versorgt jeden zweiten Menschen in Deutschland mit Mobilfunk und sieht sich damit gegenüber der Gesellschaft in einer großen Verantwortung.“

Dass Telefónica allen Menschen Angebote macht, an der Digitalisierung teilzuhaben, zeigt sich in verschiedenen Programmen wie Aufklärung für junge Leute, wie eben auch mit „Digital Mobil im Alter“.

KI und ihr Nutzen für ältere Menschen | Foto: Henrik Andree

Telefónica hat als eines der ersten Unternehmen ethische Prinzipien zum Einsatz von KI etabliert, bei denen der Mensch im Mittelpunkt steht und nicht die reine Ausrichtung auf schnellen Profit. Telefónica Deutschland zählt auch zu den ersten sechs Unternehmen, die auf Einladung des Bundesministeriums für Justiz und Verbraucherschutz an Leitlinien für eine Corporate Digital Responsibility mitarbeitet.

Künstliche Intelligenz wird immer alltäglicher

KI und ihr Nutzen für ältere Menschen | Foto: Henrik Andree

Das Programm „Digital Mobil im Alter“ hilft nicht nur Senioren, mit Smartphones und Tablets besser umzugehen; das Unternehmen lernt dabei die Wünsche und Bedürfnisse dieser Menschen im Verlauf der Digitalisierung kennen. Technologien werden in den kommenden Jahren immer menschenfreundlicher; häufig nehmen Nutzer gar nicht mehr die Technik wahr, von der sie bedient werden. Von den Veränderungen, die mit der Digitalisierung kommen, sollen auch die Älteren der Gesellschaft ihren Nutzen haben. Nachdem die Berührungsängste mit mobiler Technologie weniger geworden sind, geht es jetzt darum, die sich immer weiterentwickelnde Technologie zugänglich zu machen. Dazu gehört Information und Aufklärung; denn natürlich wirft die Verwendung von künstlicher Intelligenz auch Fragen auf. und wie bei jeder großen technologischen Innovation sind viele Entwicklungen in der KI noch nicht vorhersehbar.

Auch in der Gruppe von Julian Stubbe, der als Berater in der VDI/VDE-IT im Bereich Demografie, Cluster und Zukunftsforschung arbeitet, ging es um die souveräne Nutzung von KI-Anwendungen (hier seine Präsentation).

„Älteren Menschen ist es wichtig, selbstbestimmt und autonom in der digitalen Welt zu agieren und aktiver Teil dessen zu sein. Umso spannender ist es zu sehen, welche Kompetenzen in Zukunft auch für sie relevant werden,“

sagte Stubbe in seiner Runde. Produkte und Anwendungen seien nie fertig, war das einhellige Credo. Es sei wünschenswert, wenn alle Unternehmen schon in der Entwicklung ältere Menschen miteinbeziehen und auch evaluieren, für welche Zielgruppe die Produkte noch verbessert werden müssen.

„Unternehmen sollten bei Digitalthemen ältere Menschen besser berücksichtigen und miteinbeziehen“,

appellierte Julia Schermann aus dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Viele Menschen wünschen sich eine leicht verständliche und intuitive Bedienbarkeit, das war am Tisch von Julian Stubbe schnell klar. Und es gibt immer noch Ängste und Vorbehalte, wenn es um Datenschutz oder Vertrauen bei digitalen Transaktionen geht. E-Mail oder Navigation werden häufig genutzt – Anwendungen wie Online-Banking oder Gesundheits-Apps, die mit sehr persönlichen Daten arbeiten, immer noch wesentlich weniger.

„Am Anfang versteht man ja nicht alles, deswegen traute ich mich nicht, bestimmte Apps zu benutzen. Mit der Zeit ging das einfacher und ich habe immer mehr ausprobiert“,

berichtet ein Teilnehmer aus seinem eigenen Umgang. Hier gilt es weiterhin, die Skepsis mit jeder Weiterentwicklung bei der Digitalisierung zu überwinden.

KI und ihr Nutzen für ältere Menschen | Foto: Henrik Andree

In der Zusammenfassung der Diskussionsrunden sagte Nanne Diehl-von Hahn, dass es den meisten Teilnehmern um den Nutzen der neuen Technologien für ältere Menschen gegangen war. Um Ängsten und Missbrauch beim Thema Künstliche Intelligenz zu begegnen, habe Telefónica Ethik-Regeln entwickelt. Verantwortungsvoller Umgang mit Künstlicher Intelligenz bedeutet, dass nicht alles was möglich wäre, auch wirklich getan werde. Für Aljoscha Burchardt war einer der wichtigen Punkte, dass der Mehrwert jeder einzelnen Anwendung noch besser erklärt werden müsse; auch für ältere Menschen ist der Nutzen im Vordergrund. Alzheimer-Patienten, die sich verlaufen haben und nicht mehr den Weg zurück finden können über Gesichtserkennung gefunden werden. Doch auch in diesem Fall stünden der Mensch und sein Wunsch im Vordergrund.

„Wir müssten nicht nur eine ethisch vertretbare Lösung finden, sondern unbedingt auch eine, die bei den Betroffenen Akzeptanz findet“, fasste Nanne Diehl-von Hahn zusammen.“

Hier nochmal die Präsentationen von den Teilnehmern zum herunterladen:

Aljoscha Burchardt, DFKI

Julian Stubbe, VDI/VDE-IT

Nanne Diehl-von Hahn, Telefónica Deutschland

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