Snapt Euch die jungen Wählerstimmen!

Veröffentlicht am 25.05.2016

Obama snapt, das EU-Parlament snapt und auch die Hamburgische Bürgerschaft ist als erstes deutsches Parlament bei Snapchat unterwegs. Die Messenger-App mit dem frechen, gelben Geist als Markenzeichen wird längst als das nächste große Ding nach Facebook gefeiert. Denn sie funktioniert ganz anders als andere soziale Netzwerke: Die Nachrichten, die aus Kombinationen aus Textnachrichten, Fotos oder Videos bestehen können, haben eine kurze Lebensdauer und löschen sich von alleine. Dank Emojis und abenteuerlichen Filtern hat Snapchatten vorallem einen hohen Spaßfaktor. Was genau bei Snapchat so los ist, erschließt sich der Generation 20+ zwar nicht immer sofort. Doch dass Snaps und Snapstories vielleicht der Schlüssel zur Gunst der jungen Wähler und Bürger sind, ahnen inzwischen immer mehr Politiker, Parteien und politische Institutionen.

Snapchatte wer kann

Auch Obama snapt. Quelle: whitehouse.gov
Auch Obama snapt. Quelle: whitehouse.gov

In den USA wird Snapchat bereits als Wahlkampfinstrument gehypt, denn neben dem offiziellen und beliebten Snapchat-Account des Weißen Hauses nutzen auch viele der Präsidentschaftsanwärter die Smartphone-App. Auch das Europäische Parlament unterhält einen sehr erfolgreichen Snapchat-Account. In Deutschland sind snappende Politiker allerdings noch in der Minderheit und dass die Snapchat-Vorreiter hierzulande vor allem politische Jugendorganisationen sind, überrascht kaum. Die Jungen Liberalen nutzen beispielsweise passend zur neuen Digitaloffensive der „großen“ Bundespartei Snapchat um ihre Aktionstage zu dokumentieren. Auch der Hamburger und der Bayerische Ableger der Jungen Union sowie der Bundesverband snappen Stories für ihre Follower. Aber auch im Bundestag ist die Idee von Snapchat angekommen. Die erste Bundestagsfraktion mit Snapchat war Die Linke, deren Account im März 2016 an den Start ging. Im November vergangenen Jahres hat die CSU ihren #CSUPT15 bereits mit Snapchat begleitet. Snappende MdBs sind unter anderem die Parlamentarische Staatssekretärin beim BMVI, Dorothee Bär (CSU), der Generalsekretär der CDU Peter Tauber, SPD-Netzpolitiker Lars Klingbeil und der Grüne Özcan Mutlu. Doch nicht nur die Politik macht den neuen Trend mit, auch immer mehr Journalisten und Redaktionen sind auf Snapchat und liefern dort politische Nachrichtenhäppchen. Hoch professionell ist der Auftritt einiger Medien wie CNN, Vice und Daily Mail, die in der Rubrik „Stories“ ihre Inhalte im neuen Format präsentieren.

Politik – aber bitte nicht zu ernst

Junge Menschen--Default-Motiv-1500x984
Für die Generation 20+ scheinen Snapchat und politische Kommunikation auf den ersten Blick gar nicht zusammenzupassen. Viel zu unseriös wirken die Emojis, mit denen man bei Snapchat seine Schnappschüsse dekoriert. Auch Inhalte lassen sich in der vorgegebenen Kürze schlecht kommunizieren. Viele empfinden die Arbeit mit diesem sozialen Medium zudem als wenig nachhaltig, denn die Nachrichten verschwinden schon nach 24 Stunden wieder. Doch einen entscheidenden Vorteil bietet Snapchat gegenüber anderen sozialen Netzwerken: Authentizität. Auf Facebook und Twitter lassen sich zwar politische Statements effektiv teilen und auf Instagram, werden aufwendig bearbeitete Bilder als visuelle Leckerbissen für motivierte Follower präsentiert, doch Snapchat mit seinen verwackelten Bildern und Videos mit teils albernen Emojis erzeugt eine Art von Nähe, die vom Bürger häufig vermisst wird. Mit einfachen Snaps können Politiker den Politikalltag mit ihren Followern teilen und mit Snapstories lassen sich Veranstaltungen, politische Aktionen und Reisen einfach und unterhaltsam zusammenfassen. Abonnenten müssen sich dazu nicht aktiv eine Timeline anschauen, sondern bekommen die Updates direkt als Nachricht in der App. Das EU-Parlament nutzt Snapchat auch als Kommunikationskanal für den Bürger. Wer möchte, kann beispielsweise im privaten Chat Fragen stellen und bekommt sie vom Snapchat-Team beantwortet. Noch ist Snapchat allerdings vor allem bei der Jugend beliebt: 38 Prozent der Mädchen und 25 Prozent der Jungen zwischen zwölf und 19 Jahren in Deutschland nutzen die App täglich. Wer also die Aufmerksamkeit der jungen Wähler sucht, sollte es unbedingt mal bei Snapchat probieren.

Schlagworte

Empfehlung der Redaktion