Twitter & Instagram: Dorothee Bär gibt sich unverfänglich menschlich

Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung. Foto: Tobias Koch.
Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung. Foto: Tobias Koch.
Veröffentlicht am 16.03.2018

Die jüngst zur Staatsministerin für Digitalisierung ernannte Dorothee Bär (CSU) ist in den sozialen Netzwerken eine der aktivsten deutschen Politikerinnen. Im September 2012 hat UdL Digital schon einmal Bärs Twitter-Profil analysiert – mit dem Fazit: Sie macht alles richtig. Was hat sich seitdem verändert? Zu welchen digitalen Themen außer #flugtaxis positioniert sich die ehemalige parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium? UdL Digital liefert eine aktuelle Analyse von Bärs Twitter- und Instagram-Profilen.

Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung. Foto: Tobias Koch.

Die harten Fakten

Es scheint, als hätte sich ihr Tweet-Aufwand gelohnt: Während Dorothee Bär im September 2012 – wie UdL Digital damals analysierte –auf 8.000 Twitter-Follower kam, hat sich ihre Reichweite bis heute mehr als verneunfacht. Rund 74.000 Follower verzeichnet die Digitalpolitikerin momentan. Damit reiht sie sich in die Riege der Top Ten Frauen im Bundestag mit den meisten Twitter-Followern ein. Bis sie die Nummer eins knackt ist es allerdings noch ein weiter Weg, denn der Twitter-Account der Vorsitzenden der Linksfraktion, Sahra Wagenknecht, zählt ganze 358.000 Follower. Bei Instagram dagegen übertrifft dorobaer mit mehr als 12.000 Abonnenten bei weitem Sahra Wagenknecht, die dort nur 4.000 Abonnenten hat. Damit steht sie insgesamt unter den MdBs – wohlgemerkt mit großem Abstand zu Bundeskanzlerin Angela Merkel mit rund 480.000 und Christian Lindner mit 60.000 Abonennten – ziemlich gut da.

Unverfänglich menschlich

Im Auftrag des Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM) haben die Münchener Soziologinnen Jasmin Siri und Katharina Seßler 2013 die Twitter-Accounts von dreizehn deutschen Politikern und Twitteraktivisten untersucht, darunter auch Dorothee Bär. Vier Haupttypen der politischen Twitterkommunikation machten die Forscher bei ihrer Analyse aus: Politiker, die ein striktes politisches Rollenverhalten leben, Einblicke in politische Prozesse geben, sanfte Ausflüge in das Privatleben machen oder für eine Aufhebung der Grenzen zwischen Politikerrolle und privater Existenz stehen. Das Fazit bei Dorothee Bär: sie sei an einer dialogischen Verständigung mit den Followern interessiert, ginge auch ironisch mit ihnen um und falle am ehesten in die Kategorie „sanfte Ausflüge in das Privatleben“. Auch fünf Jahre später trifft diese Analyse auf das Nutzungsverhalten von Dorothee Bär zu – zumindest auf das ihres Twitter-Profils.

Bär tweetet nicht nur zu politischen Themen, sondern lässt ihre Follower auch an ihren privaten Interessen teilhaben – etwa wenn sie Fotos von sich beim Nockherberg-Viewing mit Kollegenteilt oder ihr Interesse an Eishockey kundtut. Auch Fußballspiele kommentiert die CSU-Politikerin bei Twitter oft in Echtzeit. Dadurch gibt sie ihren Followern das Gefühl, dass Politiker „Menschen wie wir“ sind, die sich über den Erfolg der Lieblingsmannschaft freuen (bei Bär natürlich der FC Bayern). Andererseits werden ihre Posts auch nicht zu privat, sondern stellen auf allgemeine öffentliche Themen. So ist Bär etwa Mutter von drei Kindern – über die erfährt man bei Twitter aber nichts.

Instaloverin

Mehr als bei Twitter lässt Bär bei ihrer Inszenierung auf Instagram die Grenzen zwischen ihrer Rolle als Politikerin und privater Existenz verschwimmen. Die selbsternannte Instaloverin, Mama, Gamerin und Teilzeit-Berlinerin postet dort seit dreieinhalb Jahren regelmäßig Fotos. Auf jedes Fotos von sich bei der Arbeit, etwa beim Unterschreiben des neuen Koalitionsvertrags, kommt ein privates Bild, wie zum Beispiel das aus dem Urlaub, beim Roulette spielen oder mit der „weltbesten Tante Anni“ an Weihnachten. Der Münchner Kunsthistoriker Wolfgang Ulrich hat Bärs Instagram-Account für die Süddeutsche Zeitung (SZ) analysiert und beschreibt den Charakter des Accounts als ein „Programm gegen Politikverdrossenheit“, vor allem wegen des von Bär zur Schau gestellten Optimismus und der Fröhlichkeit. Mit den mit Snapchat-Masken verfremdeten Selfies, Spiegel-Selfies und Influencer-ähnlichen Bildmustern passen Bärs Fotos zwar in fest etablierte Instagram-Genres, über die gewohnte politische Ikonografie gehe die Ästhetik ihres Accounts allerdings weit hinaus, so der Kunsthistoriker.

Thema Digitalisierung

Abgesehen von den Tweets und Retweets über #Flugtaxis, die aktuell Bärs Twitter-Profil dominieren, tweetet Bär in letzter Zeit am häufigsten zu digitalpolitischen Themen und das meistens in Form von geteilten Artikeln, die über ihre Politik berichten. So retweetete sie etwa einen Artikel vom Handelsblatt, indem es um ihren Vorstoß zu einem externen Jugendlichen-Think-Tank als Beratungsgremium für die Digitalisierung geht, ein Video zu der im Koalitionsvertrag festgehaltenen Games-Förderung und ein Interview von sich mit dem WDR, indem sie bekräftigt, die Digitalisierung müsse für jeden einzelnen Bürger Thema Nr. 1 sein. Es scheint, als hätte sich die designierte Staatsministerin für Digitalisierung bei Twitter schon voll und ganz auf ihr baldiges Amt eingestellt. Auf die Twitter-Bemerkung des grünen Landtagsabgeordnete Sebastian Stiegel, in der es mit Blick auf die #Flugtaxi-Debatte heißt, man solle Dorothee Bär in den ersten 100 Tagen im Amt erst einmal machen lassen, wie es in der analogen Politik so üblich ist, konterte sie: „Weil Digitalisierung ‘anders’ ist, akzeptiere ich auch 99 Tage!“ Ab dem Zeitpunkt ihrer Ernennung tickt für Bär also erstmal die politische Uhr.

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