US-Wahlkampf wird zum Datengeschäft

Digital Masterminds - The Angry Voter mit Douglas Rivers und Julius van de Laar, Foto: Henrik Andree
Veröffentlicht am 27.09.2016

Die Digitalisierung macht auch vor der Politik nicht Halt und Big Data macht Wahlkämpfe effizienter. Einblicke, wie das nicht nur in den USA, wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl, aussieht, erhielten wir bei Digital Masterminds gemeinsam mit der American Academy in Berlin. Impulse zum Einfluss digitaler Werkzeuge in Wahlkämpfen gaben Douglas Rivers, Stanford Professor und Chief Scientist des Meinungsforschungsinstitutes YouGov und Julius van de Laar, der als Experte für Wählermobilisierung bereits die digitalen Wahlkämpfe von Barack Obama entscheidend mitgestaltete.

Moderiert von TV-Journalist Brent Goff erhielten mehr als 150 Besucher im Telefónica BASECAMP spannende Einblicke in den digitalen US-Wahlkampf: Nicht nur, dass Parteien und Politiker immer mehr Daten potentieller Wähler erfassen, mit denen sie zielgenaue Kampagnen schnüren und der gläserne Wähler in den USA schon weitgehend Realität ist. Die Experten verdeutlichten ebenso worin auch die Herausforderungen des technologischen Fortschritts liegen.

Digital Masterminds – The Angry Voter mit Douglas Rivers und Julius van de Laar, Foto: Henrik Andree

Trump-Wähler essen nicht vegetarisch

YouGov-Chief Scientist Douglas Rivers veranschaulichte mit Ergebnissen aus der Umfrageforschung, wie statistisch relevante Aussagen über die potentielle Wählerschaft abgeleitet werden. Etwa mit einer Kombination verschiedener Befragungen zu verschiedensten Alltagsthemen, die mitunter schmunzeln lassen: Zum Beispiel zeigen Rivers Ergebnisse aus YouGov-Befragungen, dass Anhänger von Donald Trump kein vegetarisches Essen mögen, während die Wähler von Hillary Clinton am häufigsten auf Auslandsreisen gehen.

Solche Aussagen sind durch die in den USA üblichen Wählerverzeichnisse möglich, in die sich US-Bürger vor Abstimmungen mit Wohnort, Alter, Geschlecht und politischer Ausrichtung registrieren müssen. Kombiniert mit Angaben aus Verbraucherdatenbanken, Vereinsmitgliedschaften, Protokollen von Internetsitzungen, Umfragen und auch Analysen des Verhaltens in sozialen Netzwerken, steuern Kampagnenmanager schließlich ihre Wahlkampf-Offensive.

Der gläserne Wähler ist in den USA Realität

„Politik wird ein Datengeschäft“, resümierte Douglas Rivers und wies dabei auch auf negative Auswirkungen auf die Privatsphäre hin, vor denen die deutschen Wähler durch strengere Datenschutzregeln geschützt werden. Doch in den USA erlaubt genau diese Datenanalyse, jede Aussage im Wahlkampf exakt auf die gewünschte Zielgruppe auszurichten.

Ein Vorgehen, dass Kampagnenberater Julius van de Laar aus den Wahlkämpfen von Barack Obama nicht fremd ist. „Big Data macht den Wahlkampf vor allem effizienter“, erklärte der Kampagnenberater bei Digital Masterminds. Man kennt den Wähler vorab so genau, dass passende Argumente für ihn zurechtgelegt werden können und er schließlich genau über die Kanäle angesprochen werden kann, durch die er eben am besten erreichbar ist.

Interessanter Nebeneffekt der zielgruppengenauen Ansprache: Die Demokratie wird gestärkt, die Wahlbeteiligung steigt, weil auch die Angry Voter zum Wählen gebracht werden. Wie Big Data das schafft? Das erfahren Sie hier.

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