Volkssport Trump-Trolling: Kreativer Widerspruch im Netz

Foto: CC-By-SA 2.0 Flickr User Gage Skidmore . Bildname: Donald Trump / Ausschnitt bearbeitet
Veröffentlicht am 28.02.2017

Traditionell ist in Amerika am dritten Montag im Februar „President‘s Day“, an dem die amerikanischen Präsidenten gefeiert werden. Unter dem gleichnamigen Hashtag huldigten Twitter-Nutzer in diesem Jahr aber überwiegend Ex-Präsident Barack Obama. Tweets zu Amtsinhaber Donald Trump waren eher unter den Hashtags #FakePresidentsDay oder #NotMyPresident zu finden. Mal ertrinkt in den montierten Bildern die Freiheitsstatue oder die im Mount-Rushmore-Denkmal in Fels gehauenen Köpfe von George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln, schlagen sich verzweifelt die Hände vors Gesicht – Facepalm! Viele der Bilder im Netz machen sich in einem ungekannten Ausmaß über den neuen höchsten Amtsinhaber der USA lustig. Er selbst liefert täglich Material und im Netz ist ein riesiges Archiv an Trump-Memes entstanden. They’re the best. It’s true.

neuer Präsident der USA
Foto: CC-By-SA 2.0 Flickr User Gage Skidmore
. Bildname: Donald Trump / Ausschnitt bearbeitet

Fake News und Schneeregen in Schweden

#lastnightinsweden ist das neueste Hashtag, das derzeit im Netz eine Plattform für Spott gegenüber US-Präsident Trump bietet und seine eigenen Fake News damit entlarvt. „Schaut, was gerade gestern in Schweden passiert ist“, hatte Trump auf einer wahlkampfähnlichen Veranstaltung im Zusammenhang mit dem Thema terroristische Anschläge angedeutet, für die er Geflüchtete verantwortlich macht. Schweden selbst hat in einer offiziellen Stellungnahme um Aufklärung gebeten. Trump twitterte später, seine Aussage ginge auf einen Beitrag von Fox News über „Immigranten und Schweden“ zurück, woraufhin die schwedische Botschaft in den USA anbot, Trump über deren Migrationsgesetze zu informieren. In den sozialen Medien erzählten Nutzer von den schrecklichen Vorfällen „gestern Nacht in Schweden“, darunter kalter Kaffee, Schneeregen und Pipi Langstrumpf, die ihr Pferd hochhebt.

In einfacher Sprache, ganz einfach

Das Internet gestürmt hat auch ein Video aus den Niederlanden, das Trump in seiner eigenen Sprache das Land erklärt und am Ende darum bittet, nach Amerika wenigstens zweiter in der Welt sein zu können. Einen Monat nach Veröffentlichung hat es 23,5 Millionen Ansichten und zahlreiche ähnliche Persiflagen nach sich gezogen, aus Deutschland, Litauen oder der Schweiz, die ebenfalls zweiter sein wollen. In ähnlichem Stil nimmt das „Journal of Alternative Facts“ Trump aufs Korn. Die erste Ausgabe beginnt mit:

„Die Forschung in diesem Artikel ist wirklich die beste Forschung die du jemals sehen wirst. Wir haben Methoden, die besten Methoden, und wir nutzen sie, um das Klima zu studieren. Wie du vielleicht bereits weißt, hat die Erde, angeführt von Amerika, eins der besten Klimas.“

Vorsicht vor trumpschen Nebelbomben

So schön die Lachpause von den politischen Realitäten auch hierzulande ist und so wichtig es ist auch im Netz Paroli zu bieten, die vielen Trump-Trolle sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der US-Präsident viel Macht hat. Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Wehling hält Trump für einen strategischen Demagogen, der ganz bewusst das Vokabular eines Viertklässlers benutzt. „Er hat sich als simpel, ungeschliffen und nicht-strategisch begreifbar gemacht. Das war seine Marke. Es hat geklappt”, sagt sie und erklärt weiter, dass ihm auch deutsche Medien auf dem Leim gehen, indem sie sich auf seine Schlagwörter und sprachlichen „Nebelbomben“ konzentrieren und nicht hinsehen, welche politischen Entscheidungen er im Hintergrund trifft. Die Medien sollten sich auf Trumps Devise „Twitter statt Presse“ jedenfalls nicht einlassen.

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