Wahl Digital – Welche Bedeutung haben soziale Medien für den Wahlkampf?

Foto: E-Plus-Gruppe
Veröffentlicht am 22.09.2011

Welche Bedeutung hatten soziale Netzwerke innerhalb des Berliner Wahlkampfs? Darüber diskutierten am Dienstag –  zwei Tage nach der Abgeordnetenhaus-Wahl – im BASE_camp unter der Moderation von Dr. Willi Steul, Intendant des Deutschlandradios, Dr. Andreas Bersch, Geschäftsführer Berliner Brandung, Stefan Ziller, MdA für Bündnis 90/Die Grünen, Prof. Martin Grothe, Geschäftsführer Complexium, Martin Delius, MdA für die Piraten-Partei und Björn Böhning, Leiter der Grundsatzabteilung in der Senatskanzlei Berlin.

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Eröffnet  wurde die Diskussion von Klas Roggenkamp, www.wahl.de, der zur Einführung zunächst die Ergebnisse einer im Vorfeld der Wahl durchgeführten eigenen Studie zusammenfasste: Die Parteien hätten die sozialen Netzwerke zwar stärker als je zuvor im Wahlkampf eingesetzt, dieses sei für das Wahlergebnis jedoch wenig relevant gewesen. Die Ursache dafür sei, dass die pure Präsenz im Social Web allein nicht ausreichend sei, gleichermaßen aber der Weg, den die Parteien derzeit noch weitestgehend wählen würden.

Björn Böhning widersprach dieser These, indem er betonte, dass die sozialen Medien ein wesentlicher Bestandteil der Wahlkampfarbeit seiner Partei gewesen seien. Hierbei wären im Rahmen der externen Kommunikation hauptsächlich zwei Ziele verfolgt worden: Zum einen wären regelmäßig Fragen von Wählern an die Kandidaten beantwortet worden. Zum anderen sei es wichtig gewesen, eine Gegenöffentlichkeit zur positiven Darstellung der Herausfordererin Renate Künast in den klassischen Medien aufzubauen. Gerade letzteres habe laut Böhning dazu geführt, Wowereit bei der Wahl besser abschneiden zu lassen, als Umfrageergebnisse das vor einigen Monaten hätten vermuten lassen.

Martin Delius erwiderte, dass seine Partei einen anderen Ansatz verfolge: Es habe keine zentrale Kampagne gegeben, die externe Kommunikation sei vielmehr über einzelne Kandidaten erfolgt und könne deswegen als dynamisch beschrieben werden. Gleichermaßen seien viele Personen aus diesem Kommunikationsnetzwerk  im Web 2.0 sehr gut vernetzt, sodass eine große Reichweite zum Transport von Inhalten hätte genutzt werden können.

Weitestgehender Konsens herrschte darüber, dass pure Präsenz im Web langfristig immer weniger ausreichend sein wird. Wie in jedem anderen Bereich auch stellen die sozialen Medien für die Politik eine Chance dar, den Dialog zu führen, Themenkarrieren früher und besser verstehen zu können sowie Anschlusskommunikation innerhalb des politischen Diskurses zu betreiben. Hier existiert noch viel ungenutztes Potential – die Anwesenheit mittlerweile vieler Politiker im Social Web aber, könne als ein erster und doch wichtiger Schritt verstanden werden. Sei es als Basis für konstruktive Aktivität oder als Anlaufstelle für Befürworter und Kritiker.

Bilder der Veranstaltung kann man hier ansehen, einen ausführlichen Bericht des Tagesspiegels zur Veranstaltung gibt es hier.

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